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Dienstag
10.01.2006

Das Westschweizer Verlagshaus Edipresse ist offenbar vom Erfolg der im eigenen Haus lancierten Gratiszeitung «Le Matin Bleu» überrascht worden und wird noch in diesem Frühjahr zwei eigene Ausgaben für Genf und Lausanne herausgeben. Dies gab Edipresse-CEO Tibère Adler an der Dreikönigstagung bekannt. Das grösste Westschweizer Verlagshaus habe das Ziel, mit den drei «Le Matin»-Produkten (Tageszeitung, Sonntagsblatt und Pendlerangebot) insgesamt 500 000 Leserinnen und Leser zu erreichen, was 36% Reichweite entspreche. «Das ist, als ob die Tamedia in der Deutschschweiz zwei Millionen Leserinnen und Leser hätte», zog er einen Vergleich mit Blick auf den säuerlich lächelnden Tamedia-CEO Marin Kall, der in einer der vordersten Sitzreihen sass. Neben ihm Hans Peter Rohner von der Publigroupe auf der einen und Norbert Neininger von den «Schaffhauser Nachrichten» auf der anderen Seite.

Allerdings dämpfte Adler die Erwartungen der Werbeauftraggeber nach hartem Zahlenmaterial für das jüngste Baby des international tätigen Medienhauses: Vor September 2006 werden keine offiziellen Leserzahlen vorhanden sein. Es gebe lediglich «private Indikatoren», die im Dezember 2005 erhoben worden seien: täglich würden 106 000 Exemplare gedruckt, die je von durchschnittlich zwei Lesern konsumiert würden. Adler will mit dem Splitting der Ausgaben für Genf und Lausanne eine regionale Orientierung im redaktionellen Bereich und im Anzeigenbereich forcieren. Dazu werden die Gratisblatt-Teams in den beiden Romandie-Metropolen verstärkt.

Der CEO vom Lac Léman nutzte die Gelegenheit auch dazu, den Tagungsteilnehmern die Strategie von Edipresse vorzustellen und legte das Gewicht dabei auf eine erfolgreiche Übertragung von Inhalten, indem er als Beispiel den Celebrity-Titel «Viva!» nannte, der von Polen aus auch die Ukraine und Rumänien erreicht hat. Diese internationale Verschiebung von Content aus starken Titeln, die beispielsweise in Edipresse-eigenen Verlagshäusern in Spanien gehalten werden, in die aufstrebenden Länder Mitteleuropas stellte Adler als ein Erfolgsmodell für die Gruppe dar, bevor er sich der Entwicklung von Edipresse in der Schweiz zuwandte und unter anderem die verschiedenen Mutationsphasen der Cash-cow «Le Matin» schilderte (vom Berliner zum Tabloid-Format).