Um als Verleger Erfolg zu haben, benötige man weder ein Studium der Nationalökonomie noch ein solches in Publizistik, antwortete Verleger Jürg Marquard an der Dreikönigstagung des Verbandes Schweizer Presse auf eine entsprechende Frage von Journalist Markus Gisler. Hingegen brauche man erstens gesunden Menschenverstand, zweitens gesunden Menschenverstand und drittens gesunden Menschenverstand, unterstrich er in Abwandlung eines Bonmots aus der Immobilienbranche («Lage, Lage, Lage»). Auf Nachfrage ergänzte er diese Weisheit durch Aussagen wie, es sei «entscheidend, mit Leidenschaft und Hingabe sowie mit dem unbedingten Willen zum Erfolg» voranzugehen. «Ich sehe diesen Beruf als Berufung.»
Zwar billigte er sich «verlegerischen Instinkt» zu, gab aber zu, sich auch durch Zahlen und Statistiken zu wühlen, wenn er ein Projekt beurteilen müsse. Dabei finde er immer wieder faule Stellen in den Büchern. «Die Finanzer hassen mich manchmal dafür», witzelte er. Markus Gisler gab Jürg Marquard noch manche Gelegenheit, sich in Szene zu setzen, beispielsweise, als er ihn die Erfolgsgschichte von «Cosmopolitan» und «Joy» erzählen liess. Mit der letzterwähnten Publikation strebt der Verleger übrigens das Ziel eines «Global Brand» nach dem Vorbild von «Cosmopolitan», «Elle» oder «Playboy» an. Diese mondiale Champions League habe man erreicht, wenn ein Titel in wenigstens 30 wichtigen Ländern herauskomme.
Nach den «Traumjob»-Wirren des vergangenen Jahres befragt, sagte Marquard, er wisse nicht, ob er die Aufgabe noch einmal übernehmen würde, falls es überhaupt eine zweite Staffel der Sendereihe gebe. Sicher aber sei, dass er wieder dasselbe Honorar von 600 000 Franken verlangen würde. «Für weniger mache ich es nicht», sagte er rundheraus. Der Sieger der Sendung, Martin Bachofner, arbeite übrigens erfolgreich in München und sei die «Speerspitze» seiner Unternehmungen bei der Akquisition von neuen Geschäftsfeldern ausserhalb des Printbereichs.
Der Privatkampf, den Marquard gegen den Bankenriesen UBS führt, geht am Mittwoch in eine neue Prozessrunde, wie man aus dem Gespräch erfuhr. Jürg Marquard kämpft gegen die Nadelstreifen-Zunft, die nach Insider-Schätzungen einen mittelgrossen Millionen-Frankenbetrag verlocht haben: «Ich bin in dieser Sache nicht ein Winkelried, wie der `Blick` schrieb. Aber ich habe sicher die Kraft und die Möglichkeit, mich gegen diese Bank zu stemmen.» Ein Kämpfer eben, Gottseidank.
Dienstag
10.01.2006