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Montag
09.05.2005

Vier Männer zwischen 29 und 39 Jahren sind in Grossbritannien wegen ihrer Beteiligung an der Software-Piraterie-Gruppe DrinkorDie zu Haftstrafen bis zu 30 Monaten verurteilt worden. Ihre Urteile stehen in einer Reihe mit anderen Verurteilungen von Mitgliedern des international aktiven Raubkopiererrings in fünf weiteren Ländern. Hier wurden Haftstrafen von bis zu 46 Monaten ausgesprochen. Die vier britischen Raubkopierer wurden wegen Betrugs angeklagt, zwei von ihnen hatten sich schuldig bekannt und dafür Haftstrafen von 18 Monaten erhalten, die in einem Fall zur Bewährung ausgesetzt wurde. Der Kopf der Gruppe, ein 29-jähriger IT-Manager aus dem Bankensektor, wurde zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Die Gruppe DrinkorDie wurde in den Jahren 2001 und 2002 durch die Zusammenarbeit mehrerer internationaler Strafverfolgungsbehörden zerschlagen. Dabei wurden in 12 Ländern insgesamt 65 Mitglieder identifiziert und zum Teil festgenommen. Der Schaden der illegalen Aktivitäten wird im Millionenbereich geschätzt. DrinkorDie war ein ausgeklügeltes hierarchisches System, das über verschiedene Managementebenen verfügte, die von normalen Mitgliedern bis hin zu Ratsmitgliedern und der Führungsebene reichte. Zur Beschaffung und Verbreitung der Software waren vier verschiedene Typen von Helfern eingeteilt: «Supplier», die oft in Berufsleben als IT-Fachkräfte arbeiteten, besorgten die Software, die sie in Folge an die «Cracker» weiterreichten. Nachdem diese die Kopierschutzmechanismen entfernt hatten, mussten «Tester» die Funktionstüchtigkeit der Programme überprüfen. Auch in dieser Gruppe fanden sich zahlreiche IT-Professionelle, die Zugriff auf leistungsstarke Rechnersysteme hatten. Schliesslich stellten «Packer» die Waren auf passwortgeschützte Server zum Download für die Kundschaft der Gruppe.

«Wir sind nicht froh darüber, wenn jemand ins Gefängnis muss. Aber wir akzeptieren die Entschuldigung nicht, dass es sich hier um ein Verbrechen ohne Opfer gehandelt haben soll», erklärt Beth Scott, Vice President EMEA der Business Software Alliance. «Die Taten von DrinkorDie haben eindeutig zum grossen Problem der Piraterie beigetragen, unter dem der Arbeitsmarkt, die Wirtschaft, Unternehmen und Anwender zugleich leiden.»

Eine Studie der IDC ergab, dass in Westeuropa 200 000 Arbeitsplätze geschaffen werden könnten (Schweiz: 7200) und Steuermehreinnahmen in Höhe von 22,5 Mrd. Euro (Schweiz: 1,35 Mrd. Franken) erzielt würden, wenn die Piraterierate im Zeitraum von 4 Jahren um 10 Prozentpunkte gesenkt würde. Aktuell entstehen der Softwareindustrie in der Schweiz 394,8 Mio. Franken Schaden durch den Anteil unlizenzierter Programme, der bei 31% liegt (2003). Für Westeuropa liegt die Rate bei 37% und der Schaden bei 9,6 Mrd. Euro, teilte die EMEA am Montag mit.