Rund 10 oder 12 Millionen Franken hat sich die Schweizerische Depeschenagentur (SDA) den Tod ihrer bisherigen Konkurrentin - der Associated Press AP Schweiz - kosten lassen, schrieb der «Tages-Anzeiger» kürzlich. «Den Grossteil davon zahlt sie offiziell als Lizenzgebühren für die internationalen Meldungen der AP. In der `Absichtserklärung`, welche die SDA im Januar unterschrieben hat und die dem TA vorliegt, ist aber auch die Beerdigung von AP Schweiz explizit geregelt.»
Möglicherweise macht der SDA nun aber die DPA einen Strich durch die Rechnung. Wie der Schweizer DPA-Vertreter Martin Jenny bestätigt, überlegt sich die Deutsche Presse-Agentur den Aufbau eines Konkurrenzdienstes in der Grössenordnung der früheren AP Schweiz: «Wir glauben, dass es in der Schweiz Platz für einen zweiten Dienst hat.» Diese Aussagen wurden vom DPA-Mediensprecher Justus Demmer gegenüber dem Klein Report bestätigt. Auch er, wie der DPA-Geschäftsführer Michael Segbers, wollte keine Aussagen zum Wann und Wie machen. Im «Tages-Anzeiger» hiess es, es lägen mehrere Anfragen aus der Schweiz vor, weshalb die DPA die Gründung eines Schweizer Dienstes als eine von mehreren Optionen prüfe.
Ob eine Anfrage an die frühere AP-Redaktion in Bern aus Hamburg ergangen ist, wurde dort dementiert. Der seit 25 Jahren für den AP-Dienst in der Bundesstadt tätige Chefredaktor Balz Bruppacher, der immer noch von der DDP angestellt ist, gab keinen Kommentar ab. Im Umfeld des deutschsprachigen Dienstes der amerikanischen Nachrichtenagentur war jedoch zu erfahren, dass es schwierig werden könnte, die freigestellte frühere AP-Redaktion wieder zusammenzubringen.
Die einstigen AP-Leute wundern sich auch, woher die SDA auf einmal so viel Geld für eine solche Monopol-Attacke, einen zweistelligen Millionenbetrag, zur Verfügung hatte. Und für die Freistellung des Redaktionspersonals musste die Berner Agentur noch 250 000 Franken nachschiessen. Man zeigt sich beim AP-Umfeld auch erstaunt über die Schweizer Verlegerschaft, welche ja zusammen mit SRG die SDA besitzt, dass diese bei «diesem üblen Spiel» mitgemacht hat. Einige Verwaltungsräte wurden offenbar nicht umfassend über den Deal informiert. Was fehlt für die Medienbranche - ist die Transparenz dieses unschönen Geschäfts im Nachrichtenbusiness. Deshalb ist auch die Wettbewerbskommission noch gefordert.
Sonntag
25.04.2010