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Dienstag
05.10.2004

Am kommenden Donnerstag soll bekannt werden, wer dieses Jahr den begehrten Literatur-Nobelpreis gewonnen hat. Dabei sind sich die Stockholmer Nobelpreis-«Wahrsager» ungewöhnlich einig, dass es dieses Jahr eine Frau sein wird, die die Auszeichnung und die 1,7 Mio. Franken aus der Hand des schwedischen Königs in Empfang nehmen kann. Als Anwärterinnen für den Preis werden vor allem die Kanadierin Margaret Atwood und die US-Autorin Joyce Carol Oates genannt. Hinzu kommen die Algerien geborene und in Frankreich lebende Assia Djebar sowie die österreichische Lyrikerin Friederike Mayröcker. In den Vorjahren als Aussenseiterin schon dabei gewesen war die lettische Lyrikerin Vizma Belsevica. Geht es nach dem nicht selten verwirklichten Prinzip, dass «ewige Anwärter» den Preis dann irgendwann bekommen, muss auch die Britin Doris Lessing zum engeren Favoritenkreis gerechnet werden.

«Wir sehen absolut nie nach Proporz bei Geschlecht, Herkunft, Genre oder sowas, sondern ausschliesslich nach literarischer Qualität», sagt Per Wästberg, zusammen mit Jurychef Horace Engdahl der einflussreichste unter den nominell 18 Juroren in der schwedischen Akademie. Aber Wästberg berichtet auch freimütig, dass man in Stockholm genauestens das weltweite Presse-Echo auf eigene Entscheidungen studiert. Und da wird massiv auf die jetzt immerhin acht Jahre seit der letzten Vergabe an eine Frau verwiesen. 1996 war die polnische Lyrikerin Wislawa Szymborska als neunte Frau mit dem berühmtesten Literaturpreis der Welt geehrt worden. Die Männerriege ist seit der ersten Vergabe 1901 auf 89 Preisträger angeschwollen.