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Donnerstag
27.10.2005

Der Zürcher Radiosender DJ-Radio, der gerne endlich als Zürcher Jugendradio per UKW auf Sendung gehen möchte, will sich «in die wirtschaftliche Abhängigkeit» von IP Multimedia begeben, der auf die Vermarktung von elektronischen Medien spezialisierten Zürcher Firma, die zusammen mit dem bestehenden Lokalsender Energy (ehemals Radio Z) zur Goldbach Media gehört. Dies behauptet der Baselbieter Radiounternehmer Giuseppe Scaglione (Radio 105) in einer Stellungnahme an den Bundesrat, die dem Klein Report vorliegt. DJ-Radio hatte im Dezember 2004 die Konzession des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) für ein Zürcher Jugendradio erhalten, für das sich auch Scaglione mit dem Projekt Music First beworben hatte. Allgemein wird erwartet, dass seine Beschwerde gegen den Uvek-Entscheid vom Januar dieses Jahres vom Bundesrat noch in diesem Jahr behandelt wird; verbindliche Aussagen waren am Donnerstag von der Bundeskanzlei nicht erhältlich.

In der vom August dieses Jahres datierten neuerlichen Stellungnahme von Scaglione gegen den Uvek-Entscheid bringt dieser ein völlig neues Argument ins Spiel: Es deute «einiges darauf hin, dass der CEO der Goldbach Media Gruppe, Klaus Kappeler, «in naher Verbindung sowohl mit der Vorinstanz als auch mit den Betreibern von DJ-Radio steht», heisst es wörtlich darin. Scaglione leitet aus verschiedenen Hinweisen den Vorwurf ab, DJ-Radio wolle sich «in den wirtschaftlichen Würgegriff der IP Multimedia begeben und als Schwesterfirma von Energy Zürich de facto ein weiteres Produkt der Goldbach Media AG bilden». Letztlich sei damit zu rechnen, dass der neue Jugendsender «der wirtschaftlichen Not und Abhängigkeit gehorchend ein breit orientierter Mainstream-Sender» werde. Die Konzessionserteilung an DJ-Radio sei deshalb «ausschreibungswidrig», schlussfolgert das 33 Seiten umfassende Papier aus der 105-Küche.

Diese Vorwürfe seien «absurd und aus der Luft gegriffen», wehrte sich DJ-Radio-Chef Egon Blatter am Donnerstag gegenüber dem Klein Report. Allerdings wollte er sich nicht im Detail dazu äussern. «Ich warte jetzt auf den Entscheid des Bundesrats und werde erst dann wieder Stellung nehmen», sagte er lediglich. Und auch bei der IP Multimedia und Goldbach Media waren keine Auskünfte zur Sache erhältlich. Firmensprecher Paul Riesen zum Klein Report: «Wir können und wollen im Moment keine Informationen vornehmen. Auch zu Spekulationen, dass IPM in der Angelegenheit involviert sei, nehmen wir grundsätzlich nicht Stellung.» - Mehr dazu: Music First hat Beschwerde gegen Jugendradio-Entscheid eingereicht, Radio 105 lanciert Protest-Aktion gegen Uvek und Bakom und Konzession für Zürcher Jugendradio geht an DJ-Radio