«Qualität hat keinen Preis mehr!» Das meinte jedenfalls der Herausgeber der «Netzwoche», Heinrich Meyer, in seinem Referat. Er sprach dabei die Wertschätzung von journalistischen Inhalten im «Gratismedium» Internet an. Da der Leser die Qualität eines Textes nicht am Preis erkennen könne, müssen die Medien für Glaubwürdigkeit und Akzeptanz sorgen. Gemäss Meyer geht das nur, wenn den Lesern immer wieder aufgezeigt wird, was denn wertvolle Inhalte sind und wie ein Text seinen Wert erhält. «Dazu gibt es nur ein Mittel: Wir müssen auf redaktionelle Qualität setzen und diese Qualität auch transparent machen.»
Bei dieser Gelegenheit platzierte er einen harten Seitenhieb an die Adresse der Swisscom, die mit ihren «sauteuren Kosten für die Telekommunikation» die Innovation im Internet- und Mobilbereich behindere. «So lange die Swisscom ihre Riesenmargen mit ihrer Marktmacht verteidigt, ist vieles blockiert», so Meyer wörtlich. Erst wenn hier die Preise drastisch sinken, können erfindungsreiche neue Angebote auf den Markt kommen.
Aus der Sicht der Verlage sah Meyer fünf zentrale Fragestellungen für die Erarbeitung einer Online-Strategie. Man komme jedoch nicht darum herum, individuelle Antworten auf diese Fragen zu finden. Seine Ausführungen bezogen sich vor allem auf die Fach- und Spezialpresse, wobei er davon ausging, «dass wir informationslastige Inhalte haben und dass journalistische Texte im Vordergrund stehen». Meyer: «Ich glaube, wir Verlage unterschätzen dieses neue Medium auch heute noch.» Er rät den Verlagen, zu versuchen, ihre Leser wieder einzuholen.
«Ich glaube, es gibt heute zu wenig wirklich gute Online-Medien, wir haben hier eine Unterversorgung.» Die Fach- und Spezialverlage hätten eine sehr gute Ausgangslage, um auch gute Online-Medienprodukte herauszugeben. Man habe das Wissen, wie man Medienprodukte kreiert und verpackt. Dazu komme als grösster Vorteil: «Wir haben bereits heute die Inhalte. In Zukunft wird es immer weniger um den Kanal und die Infrastruktur gehen, im Zentrum werden die Inhalte stehen.»
Meyer glaubt, dass das Internet ein Gratismedium bleibt. Er rechnet für die Zukunft mit sinkenden Auflagen im Printbereich: «Das Wichtigste wird nicht mehr sein, dass wir eine hohe Auflage haben, viel wichtiger wird sein, dass wir die richtigen Leser haben», führte er aus. Seine Schlussfolgerung: «Wir brauchen nicht mehr einfach nur einen Vertrieb, der die Logistik abwickelt und ein bisschen Marketing macht. Der Vertrieb wird zur zentralen Stelle, welche die Beziehungen zu unseren Lesern managt und den Access zu unseren Produkten regelt.»
Auch wenn die Internetrevolution den Verlagen etliche Negativfaktoren gebracht habe, betonte Meyer dennoch, dass es auch positive Faktoren gebe, die man berücksichtigen müsse. «Diese technologische Revolution, wie wir sie seit 10 Jahren erleben, hat uns enorme Kostenvorteile gebracht. Noch nie hat man für so wenig Geld so viel an leistungsstarker Hardware und Software erhalten. Noch nie waren die Transaktionskosten so gering, noch nie gab es so viele kostengünstige Kommunikationskanäle, die man auch im Marketing nutzen kann.»
Mittwoch
16.11.2005