Von einer tief greifenden Neuordnung der Medienbranche in Österreich hat die «Financial Times Deutschland» am Donnerstag geschrieben. Zu dieser Einschätzung kommt die Zeitung, weil mit der Verlagsgesellschaft Styria («Kleine Zeitung») und der Moser Holding («Tiroler Tageszeitung») zwei der grössten österreichischen Medienunternehmen eine Fusion beschlossen haben. «Dadurch entsteht der mit Abstand grösste Medienverlag des Landes, der mehr als 700 Millionen Euro umsetzen wird», umschreibt die FTD die Dimension der Transaktion.
Die Moser Holding war in der Schweiz an der gescheiterten Gratiszeitung «.ch» beteiligt gewesen. Die Moser Holding hatte einst mehrheitlich dem Axel-Springer-Verlag gehört. Doch dieser verkaufte den Anteil mangels fehlender Expansionsmöglichkeiten in Österreich an die Erben der Gründerfamilie.
Auch die Essener WAZ-Gruppe bereitet den Ausstieg aus Österreich vor und will ihre Anteile an der «Kronen Zeitung», der grössten Tageszeitung des Landes, verkaufen, schreibt die FTD weiter. Zudem wirke sich die Wirtschaftskrise aus, die auch in Österreich für deutlich sinkende Werbeeinnahmen sorgt.
Der Zusammenschluss von Styria und Moser «dürfte der Auftakt zu einer Fusionswelle in der österreichischen Medienbranche sein» ist die in der Regel gut informierte FTD überzeugt und zitiert Styria-Chef Horst Pirker: «Wir sind offen für weitere Partner.» Ähnlich äusserte sich Hermann Petz, Vorstandsvorsitzender der Moser Holding. Es sei angesichts der künftigen Herausforderungen am Zeitungsmarkt erstrebenswert, dieses Projekt grösser zu fassen, sagte er.
Damit dürfte Petz auch auf den Rückzug deutscher Verlagskonzerne angespielt haben. So hatte sich im Vorjahr der Süddeutsche Verlag von der Wiener Tageszeitung «Standard» getrennt. Die WAZ wiederum will ihre 50-Prozent-Beteiligung an der «Kronen Zeitung» an die Wiener Verlegerfamilie Dichand verkaufen.
Vor allem die «Kronen Zeitung» werde durch das neue Bündnis Styria/Moser unter Konkurrenzdruck geraten. Erstes Grossprojekt von Styria und Moser sei nämlich die Bildung eines Gratiszeitungsrings. Die beiden Verlage haben dazu ihre regionalen Wochenzeitungen zusammengelegt. Gemeinsam erreichen sie damit 4 Millionen Leser und wollen den Inserenten eine Alternative zur «Kronen Zeitung» bieten. Styria wird an dem neuen Gemeinschaftsverlag 68 Prozent halten, die Familie Moser 27 Prozent und die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich fünf Prozent.
Donnerstag
04.06.2009