Die Wochenzeitung WOZ erschien am Donnerstag mit einem neuem Layout: vierfarbig, elegant und klar. Der neue Auftritt sei im Haus in einem breit abgestützten Prozess entwickelt worden, teilte die Zeitung dazu mit. Vor allem die Blattdramaturgie sei anders. Die neue WOZ hat nicht mehr vier, sondern zwei Bünde, am Seitenumfang ändert sich jedoch nichts.
«Bis jetzt sind die Reaktionen durchwegs positiv», sagte Susan Boos von der WOZ-Redaktionsleitung am Donnerstagnachmittag dem Klein Report auf Anfrage. Wie immer, wenn man das Logo wechsle, sei ein neuer Schriftzug gewöhnungsbedürftig, so Boos. Am Donnerstag waren die 50 WOZ-Mitarbeitenden von morgens bis abends auf den Strassen unterwegs und verteilten die WOZ an Passanten. Nur am Mittag war die Redaktion besetzt, dann nämlich fand die reguläre Redaktionssitzung statt.
«Das Zwei-Bund-Konzept bringt den Vorteil, dass die Ressorts flexibler zusammenarbeiten können», schreibt die Zeitung zur Umstellung. Als zusätzliche grosse Neuerung beginnt der zweite Bund mit einem grossen, dreiseitigen Artikel. Das soll eine spannende Reportage, ein Dossier oder auch einmal ein Essay sein. Vor allem soll an dieser Stelle das Bild einen grossen Auftritt haben. «In einer Zeit, in der die Meldungen immer kürzer und knapper werden, verstehen wir diesen `Thema`-Teil auch als Bekenntnis zu einem leidenschaftlichen Journalismus», so die WOZ-Macher.
Inhaltlich möchten sich die linken Zeitungsmacher aber treu bleiben: links, frech, fundiert, unabhängig, engagiert. Die WOZ will sich auch weiterhin mit Recherchen, Reportagen, Essays und pointierten Kommentaren profilieren und die Sprache pflegen.
Dies alles schafft die Wochenzeitung in einem Medienumfeld, das sich alles andere als erfreulich entwickelt. Trotz Umbruch in der Medienbranche bleibt die Wochenzeitung auf Kurs und freut sich über ein nachhaltiges Wachstum im Lesermarkt. Die Umbaukosten sind durch Rückstellungen finanziert worden. Die WOZ baut nach eigenen Angaben weder Leistungen noch Personal ab und wird weiterhin von 50 Leuten hergestellt.
«Das Internet und der Onlinejournalismus setzen die Printmedien unter Druck; auf diese Herausforderung haben die Medienkonzerne bisher keine Antwort gefunden», schreibt die Zeitung in ihrer Ausgabe vom Donnerstag. Die Redaktionen würden sich mittlerweile denselben ökonomischen Zwängen ausgesetzt sehen wie eine Schraubenfabrik: stetig mehr und schneller produzieren. «Berichterstattung lässt sich aber nicht in ein Billiglohnland auslagern und nur beschränkt automatisieren. Denken braucht Zeit.»
Beim Webauftritt bleib auf der WOZ vorerst noch alles beim Alten. «Fürs eine grundlegende Erneuerung unserer Website werden wir nun im Herbst ein breiter angelegtes Projekt lancieren», sagte Redaktionsleiterin Boos gegenüber dem Klein Report am Donnerstag. Hier sei jedoch noch nicht klar, ob die Zeitung künfig mehr Inhalte gratis ins Netz stellen möchte oder ein Bezahlsystem einführe. «Bis im nächsten Frühling soll aber auch der Webauftritt erneuert sein», so Boos.
Die Auflagenentwicklung ist seit 2008 steigend: Wemf-beglaubigt hatte die Zeitung im letzten Jahr 13 878 verkaufte Exemplare. Auch für das Jahr 2010 zeichnet sich eine positive Entwicklung der Abonnentenzahlen ab. Nach einem Rückgang vor drei Jahren hat die Reichweite in diesem Frühjahr zugelegt: 96 000 Personen lesen Woche für Woche die WOZ.
Ankündigung der Neuerungen: Neues Layout und neue Blattdramaturgie bei der WOZ und eine WOZ-Aktion der besonderen Art: WOZ geht für die Migros auf die Strasse und der letzte kleine Inserate-Boykott bei der Zeitung: Konrad Hummler streicht die Inserate für «Saiten» - und wird zurückgepfiffen
Donnerstag
16.09.2010