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Montag
24.10.2011

Am Donnerstag feiert die «Wochenzeitung» (WOZ) ihr dreissigjähriges Bestehen. «In der nächsten Ausgabe haben wir einen dicken Sonderbund über Geschichte und Gegenwart der WOZ», sagte der stellvertretende Redaktionsleiter Roman Schürmann am Montag gegenüber dem Klein Report.

Im achtzehnseitigen Sonderbund gehe es um Geschichte und Gegenwart der WOZ: Wie funktioniert die Selbstverwaltung? Wie ging die WOZ mit Krisen um? Warum arbeiten Menschen zum kleinen WOZ-Lohn? Und es wird sechs Gerüchten über die WOZ nachgegangen, unter anderem: «Hat die WOZ tatsächlich Gaddhafi besucht?»; «hat Ausbrecherkönig Walter Stürm seine Beute der WOZ geschenkt?» Das sind nur einige der Themen, die der Sonderbund behandelt. Zudem feiert die WOZ ihren runden Geburtstag ebenfalls am Donnerstag mit einem grossen Fest im Zürcher Club Kanzlei.

Zur Gründungsgeschichte erklärte Schürmann: Die WOZ sei  aus der «Achtziger-Bewegung» entstanden und habe sich immer etwas von diesem Geist bewahrt. «Die WOZ ist frech, mitunter aufmüpfig, schaut genau hin, akzeptiert die herrschenden Machtverhältnisse nicht.» In einem anderen Sinn habe es bei der WOZ immer wieder ein Auf und ab gegeben, aber das sei ja wohl überall ähnlich.

Ein Auf und Ab hatte die WOZ ebenfalls bei der Auflage. Bis vor drei Jahren hat sie sich laut Schürmann meist zwischen 12 000 und 13 500 bewegt. Jetzt habe die WOZ in drei Jahren auf 15 737 (aktuelle Wemf-Zahl, Oktober 2011) zugelegt. Innert Jahresfrist um über acht Prozent. Die Reichweite (letzte Zahl September 2011: 114 000) sei in einem Jahr gar um sechzehn Prozent gestiegen. «Dazu beigetragen haben mindestens drei Punkte», so Schürman. Erstens: das neue Layout, das vor Jahresfrist auf durchs Band positive Resonanz gestossen sei (plus inhaltlich das neue, dreiseitige «Thema» als Auftakt des zweiten Bundes). Zweitens: «Die Finanz- und Wirtschaftskrise, in der unsere Berichterstattung viele Leute angesprochen hat», und drittens die Entwicklung in der Medienbranche, die dazu geführt habe, dass die WOZ mit ihren sorgfältig recherchierten und geschriebenen Artikeln immer mehr heraussteche.

Schürmann erläutert: «Die ganze Medienbranche hat sich enorm verändert. Die WOZ musste und muss sich auch heute noch in diesem Umfeld behaupten.» Auf inhaltlicher Ebene sei es schwieriger geworden, über Themen zu berichten, die sonst niemand abdeckte (es sei aber immer noch möglich und nötig!). Im Vordergrund stehe heute vielmehr, eine andere Perspektive, eine andere Meinung zu bieten - und weiterhin eine handwerklich gut gemachte Zeitung.

In den vergangenen 30 Jahren ist die WOZ massgeblich vom Engagement der Leute, die die Zeitung machen, geprägt worden. Auch heute sei das noch so. Zudem würden die Leute «guten Journalismus unterstützen». Seit 1984 gebe es den Förderverein ProWOZ, inklusive Recherchierfonds, der mittels Spenden die WOZ unterstütze. Geprägt habe die WOZ sicher auch ihr Betriebsmodell: «50 Genossenschafterinnen und Genossenschafter organisieren gleichberechtigt ihre Arbeit ohne Chefs. Wir haben immer noch alle denselben, immer noch eher tiefen Lohn», so Schürmann.

Immer wieder habe es in den letzten paar Jahren auch schwierige Momente für die WOZ gegeben. «Und immer wieder auch sehr schwierige. Dann konnte die WOZ auf die Solidarität ihrer Leser zählen.» Letztmals 2005, als es finanziell sehr knapp gewesen sei. Seit 2005 sei es der WOZ allerdings gelungen, die betriebswirtschaftliche Situation zu stabilisieren.

«Ich hoffe, die WOZ macht auch in dreissig Jahren diejenige Zeitung (oder zumindest dasjenige Medienprodukt), die die Leute, die hier arbeiten, machen wollen.»Und er hoffe, dass ihr die dazu nötigen Mittel und Ressourcen weiterhin zur Verfügung stehen würden.

Selbstverständlich bleibt die WOZ nicht stehen, im Gegenteil: «Wir überlegen uns natürlich immer wieder, wie es genau weitergehen soll, ob es Neuerungen, Verbesserungen, braucht - auch jetzt sind wir daran, unsere weitere Strategie zu planen; momentan ist aber nichts spruchreif.»