Content:

Dienstag
19.09.2006

Sollen die Schweizer Verleger im Presserat etwas zu sagen haben, oder haben sie dort grundsätzlich nichts verloren? Um diese Frage geht es in einem Monat, wenn sich die Delegationen des Presserat-Stiftungsrats und des Verbandes Schweizer Presse (VSP) zu einem ersten Gespräch treffen. Damit wird eine jahrelange Blockade geknackt, da sich die Medienschaffenden im Stiftungsrat bisher geweigert hatten, die Verleger in das Gremium aufzunehmen. Eingeladen war auch die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG), die sich zwar interessiert gezeigt hat, den Verhandlungen aber (vorläufig) fernbleiben will.

Der Schweizer Presserat ist das Organ zur Selbstkontrolle der Printmedien und wacht über die Einhaltung der «Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten». Seine Stellungnahmen zu Beschwerden über die Verletzung dieses Kodexes haben einen wichtigen Einfluss auf die konkrete Ausgestaltung der Schweizer Medienlandschaft. In den vergleichbaren Gremien in Deutschland sind die Verleger dabei, in Holland nicht.

Der Schweizer Verlegerverband gibt sich laut seinem Delegationsleiter Guide Blumer völlig offen: «Wir gehen vorbehaltlos in diese Verhandlungen», betonte das VSP-Vorstandsmitglied und Leiter des Ethik-Departements am Dienstag gegenüber dem Klein Report. Angestrebt werde «eine relevante Beteiligung in der Trägerschaft», sagte er, wobei es ihm vorerst darum gehe, Vertrauen zu bilden, sich kennen zu lernen und miteinander zu arbeiten.

Konkret möchten die Verleger die Erklärung der Rechte und Pflichten auch auf die Verleger ausdehnen, sagte Blumer weiter. «Im Zentrum stehen die Nutzerinnen und Nutzer der Medien», lautet sein Credo. Gegen die aus finanziellen Gründen immer stärker werdende Vermischung von redaktionellem Raum und Werbeflächen gelte es, Transparenz zu schaffen. «Wir sind zutiefst überzeugt, dass die Medien sonst ihre Glaubwürdigkeit verlieren», unterstrich Blumer. Das grösste Problem seien aus seiner Sicht die im Kodex erwähnten gesamtarbeitsvertraglichen Minima («...Anspruch auf eine klare Regelung der Arbeitsbedingungen durch einen Kollektivvertrag»), was die Verleger ablehnten.

Allzu hart pokern dürften die Verleger allerdings nicht, da für eine Änderung der Stiftungsbestimmungen eine Zweidrittelmehrheit der bisherigen Mitglieder nötig sei, wie Presseratssekretär Martin Künzi gegenüber dem Klein Report darlegte. «Verschiedene Meinungen der Verleger wären schwierig durchzubringen», warnte er. Gegenspieler Blumer ist trotzdem hoffnungsvoll: «Vielleicht gibt es kreative Lösungen.» - Mehr dazu: Presserat soll breitere Basis erhalten