Es sind verwackelte Aufnahmen von einer Amateurkamera, auf denen eine sterbende junge Frau zu sehen ist. Das Video wurde offenbar am Samstag in Teheran gedreht und verbreitet sich seitdem wie ein Lauffeuer im Netz: Überall dort, wo über die Protestbewegung im Iran diskutiert wird, finden sich Verweise auf die junge Frau, die unter dem Namen Neda bekannt wurde.
Ob auf der Kontaktseite Facebook, auf dem Kurznachrichtendienst Twitter oder beim Videodienst Youtube: Überall ist über Neda zu lesen oder sind Bilder der blutenden Frau zu sehen. Bei Twitter zum Beispiel gehören «Iran», «IranElection» und «Neda» zu den zehn wichtigsten Themen.
Bilder von Neda tauchten erstmals am Samstag auf, als es wieder gewalttätige Zusammenstösse von Demonstranten und iranischen Sicherheitskräften gab. Auf Youtube und Facebook wurden von dem Fall zwei verschiedene Videos gestellt. Darauf ist eine junge Frau zu sehen, die am Boden liegt und aus Nase und Mund blutet. Mehrere Menschen versuchen verzweifelt ihr zu helfen. Bei Youtube hiess es, Neda sei an der Schussverletzung in der Teheraner Innenstadt gestorben.
Nach der Veröffentlichung wurden die Aufnahmen von Medien in der ganzen Welt gezeigt. Ob die Videos echt sind, konnte bislang aber nicht bestätigt werden. So befragte die Nachrichtenagentur AP Teilnehmer der Protestaktionen vom Samstag per Telefon und E-Mail. Keiner der Demonstranten sah einen derartigen Vorfall.
Trotzdem tragen die Aufnahmen nach Ansicht von Experten dazu bei, dass sich die aufgeheizte Situation verschärft. «Die Wut und Frustration bei den Wahlverlierern steigt», sagt der Iran-Kenner Henner Fürtig vom Hamburger Leibniz-Institut für globale und regionale Studien. «Es existieren eine Reihe von ähnlichen Bildern, die durch die Bank nicht verifiziert werden können. Die haben trotzdem eine erhebliche Wirkung.»
Ihre Wirkung erzielen die Bilder eher im Ausland, wo sie anders als im Iran frei empfangbar sind und von Millionen Menschen gesehen werden. In dem islamischen Land selbst sind Seiten wie Facebook, Twitter oder auch die von Oppositionellen gesperrt. SMS-Nachrichten funktionieren seit der vergangenen Woche nicht mehr. Das Mobilnetz in Teheran ist regelmässig nicht erreichbar.
Montag
22.06.2009