Sie war auf Ski ein Wunderkind. Zweifache Olympiasiegerin in Sapporo 1972. Doch Marie-Theres Nadig (71) gehörte auch als Fussballerin zu den Pionierinnen.
Dies wird in der rührenden Dokuserie des Schweizer Fernsehens «Kick it like Trudi» im Hinblick auf die am Mittwoch beginnende Frauen-EM in der Schweiz in Erinnerung gerufen. Eine Gruppe von Spielerinnen, die in den 1960er- und 70er-Jahren in der Schweiz im Fussball der Frauen das Eis brachen, erzählen aus ihren Erinnerungen und treten selber nochmals auf den Platz – darunter die heute 71-jährige Maire-Theres Nadig.
Nachdem sie 1972 als Siebzehnjährige in Sapporo Olympiasiegerin in der Abfahrt und im Riesenslalom wurde, schloss sie sich im selben Jahr dem FCZ an. Aufmerksam wurde der Verein auf sie, nachdem sie im Fernsehen Fussball als Hobby erwähnt hatte.
Obwohl ihr bewusst war, dass sie vor allem wegen ihres Prominenten-Status vom Klub eingeladen wurde, nahm sie das Engagement ernst und trainierte hart. Dreimal pro Woche fuhr sie mit dem Auto von Flumserberg nach Zürich zum Training – ohne Bezahlung oder Spesen.
Fussballerische Vorerfahrungen hatte sie nur aus ihrer Kindheit, als sie auf einer Wiese im Dorf mit Buben spielte.
Der Einstieg in den organisierten Ligabetrieb war für sie ein Kulturschock – taktische Begriffe wie Abseitsfalle oder Pressing waren ihr fremd. Dennoch entwickelte sie sich durch ihre Kondition, Spielübersicht und einen kräftigen Schuss zur wertvollen Spielerin. Dies wird ihr in der SRF-Serie auch von ihren ehemaligen Mitstreiterinnen attestiert.
Ihre Skitrainer nahmen das Fussballspielen gelassen hin, auch wenn sie wegen der Verletzungsgefahr in Zweikämpfen vorsichtig waren. Nadig spielte aus purer Freude – Gleichstellung oder Anerkennung des Frauenfussballs waren für sie damals zweitrangig. Dennoch trugen ihre Auftritte im FCZ-Trikot dazu bei, dem Frauenfussball mehr mediale Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Zu was dies bis heute geführt hat, wird ab Mittwoch an der Euro in der Schweiz ersichtlich. Mit über 600'000 verkauften Tickets steht schon vor dem Kick-off ein neuer Zuschauerrekord für europäische Frauen-Titelkämpfe fest. Einen Anteil daran hat auch die Ski-Olympiasiegerin Marie-Theres Nadig.