Das Blatt gilt - je nach Optik - als Kampfblatt der österreichischen Konservativen oder als Gralshüterin katholischer Werte, bekommt einen neuen Chefredaktor und damit auch einen liberaleren Anstrich. Zum 1. Oktober löst der bisherige Stellvertreter Michael Fleischhacker seinen Chef Andreas Unterberger ab, der die Redaktion 12 Jahre geleitet hat. Fleischhacker, 35 Lenze jung, soll die 77 000 täglichen Käufer mit liberaleren Inhalten bei der Stange halten. So zumindest deuten Austrias Medien den Wechsel, obschon der katholische Verlag Styria in Graz, Mehrheitseigner der «Presse», expressis verbis solche Vorgaben nicht macht. Styria-Chef Horst Pirker wird in der «Süddeutschen Zeitung» (SZ) vom Mittwoch mit der Aussage zitiert, das sei keine politische Entscheidung: «Wir machen sehr erfolgreich Medien, nicht Politik.» Fleischhacker gilt laut SZ als «Feuergeist», nicht immer berechenbar, nicht immer einfach, aber hoch «innovativ», wie sich das der Verlag wünscht. Sein aufgeklärter Katholizismus kontrastiere zum lange eher klerikalen Kurs der «Presse». Er muss sich noch dem Votum der Redaktion stellen. Sie könnte ihn statutengemäss mit Zweidrittelmehrheit ablehnen.
Mittwoch
15.09.2004