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Samstag
18.03.2006

Die Schweizer Post könnte unter Druck kommen: Zeitungsverleger, die Kioskbetreiberin Valora und die drei grossen Kundenzeitungs-Produzenten Migros («Migros-Magazin»), Coop («Coopzeitung») und TCS («Touring») sind an einem alternativen Vertriebsbetrieb interessiert. Deadline ist Ende 2007. Dann läuft das heutige System mit den 80 Mio. Franken vom Bund an die Post zur Subventionierung der Zeitungszustellung aus. Gegenwärtig geben sich alle Beteiligten bedeckt und wollen noch nicht einmal etwas von einem konkreten Projekt wissen. «Es ist alles noch sehr wolkig», sagte Verlagsleiter Reto Kammermann vom Touring Club der Schweiz am Freitag zum Klein Report.

Doch aus dieser «Wolke» droht ein gehöriges Gewitter für die Post. «Ich gehe davon aus, dass im Hinblick auf die Liberalisierung der Briefpost, die ein sehr lukratives Geschäft ist, einer oder mehrere Konkurrenten aus dem In- oder Ausland auch im Geschäft mit dem Zeitungsvertrieb in Konkurrenz zur Post treten werden», zeigte Marius Hagger, Leiter Migros-Medien, die Dimension des Themas auf. Migros, Coop und TCS geben allein für den Versand ihrer Mitgliederzeitungen jährlich 100 Millionen Franken aus; die Briefpost würde diese Zahl geradezu explodieren lassen. Vorbild könnten die deutschen Verlage Axel Springer, Georg von Holtzbrinck und die WAZ-Gruppe sein, die mit ihrer Rosalia AG (Luxemburg) ein Unternehmen für die bundesweite Briefzustellung aufbauen. Kooperationen in die Schweiz wären ein Klacks.

In der Schweiz ist es die Tamedia, die federführend in dieser Sache ist. Der Tamedia-Vertriebschef Gilbert Hirzel hatte das Vorhaben anfänglich betreut, mittlerweile ist das Thema Chefsache: «Martin Kall verhandelt mit der Post und ist mit Druck dahinter», verriet ein Insider dem Klein Report. Dabei geht Kall nach dem bewährten «Express»/«20-Minuten»-Schema vor: Er baut ein Konkurrenzprodukt auf, das die Gegenseite erzittern und in die Knie gehen lassen soll. «Wir sind offen für Kooperationen», sagte Post-Sprecherin Liselotte Spengler dazu. In der Zwischenzeit warten alle ab, wie die Eidgenössischen Räte zum Thema Presseförderung und Posttaxen entscheiden werden. - Mehr dazu: Nationalratskommission will Zeitungstransporte verbilligen, Dreikönigstagung 2006: Lebrument fordert Verzicht auf Postsubventionen und Axel Springer baut Post-Konkurrenz auf