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Samstag
15.06.2024

Medien / Publizistik

Trendforscherin: «Die Menschen sehnen sich nach Sorglosigkeit und Umarmungen, und der Otter passt genau zu diesem Wunsch nach Harmonie und Fröhlichkeit...»

Trendforscherin: «Die Menschen sehnen sich nach Sorglosigkeit und Umarmungen, und der Otter passt genau zu diesem Wunsch nach Harmonie und Fröhlichkeit...»

Einhörner, Faultiere und Babykatzen haben ausgedient. In den sozialen Medien hat ein anderes Tier das Kommando übernommen: der Otter!

In der Schweiz macht derzeit der Biber von sich reden. Auf dem Weg zurück in die erste Reihe unserer Wildfauna fällt er ganze Baumreihen, staut Flüsse und flutet Felder.

Doch in den sozialen Medien schwimmt ein anderes Tier obenauf: der Otter, Wassermarder – oder lateinisch: Lutrinae.

Die «Süddeutsche Zeitung» widmet ihm in ihrer Samstagausgabe einen Grundsatzartikel und kommt zur Quintessenz: «Einhörner und Faultiere sind out. Das neue Lieblingstier auf Social-Media-Kanälen, T-Shirts und Kaffeetassen ist der Otter».

Während das Tier in der Schweiz nur in Einzelfällen vorkommt, wird es in Deutschland von Anglern und Teichwirten als unwillkommene Konkurrenz wahrgenommen. Schliesslich frisst ein Otter beachtliche 1,5 Kilogramm Fisch pro Tag.

In den sozialen Medien sind diese Bedenken aber nicht angekommen. Dort zählen die schwarzen Kulleraugen und das flauschige Fell mehr.

Die «Süddeutsche Zeitung» stützt dies mit Statistiken: «Der Suchbegriff #otter wurde mehr als vier Milliarden Mal aufgerufen, Otter-Reels haben auf Instagram Hunderte Millionen Fans. Unter #otterlove oder auf der Website inotternews.co.uk kann man Otter beim Klavierspielen, Tanzen und Ballspielen bewundern, es gibt Baby-Otter im Froschkostüm, Otter als Nasa-Astronauten, Otter als Zauberlehrling «Harry Otter». Auf Tumblr gibts Jö-Videos von jungen Ottern, die mit Kindern spielen; junge Otter, die am Babyschoppen nuckeln, Bilder, Grafiken.

Sabine Rogg vom Münchner Trendbüro verweist auf Studien und Zielgruppen-Analysen für Grosskunden wie Adidas oder Kia und erklärt: «Wir stecken alle in einer Mental-Health-Krise, die Menschen sehnen sich nach Sorglosigkeit und Umarmungen, und der Otter passt genau zu diesem Wunsch nach Harmonie und Fröhlichkeit.»

Der Trend lasse sich auch in Zahlen ausdrücken: Wissenschaftlerinnen der Wildlife Conservation Research Unit an der Universität Oxford haben den Siegeszug der Otter durch eine Datenanalyse von Youtube-Videos quantifiziert und einen «statistisch signifikanten Anstieg der Beliebtheit» von Ottern festgestellt.

Die häufigsten Kommentare unter den Videos lauteten: «süss», «OMG» und «ich will einen haben!»

Mit anderen Worten. Falls Sie noch nicht wissen, was Sie ihrer Tochter im Teenageralter zum Geburtstag schenken wollen: Ein Otter-Shirt wäre keine schlechte Wahl – oder wie es die «Süddeutsche» im besten Frühenglisch auf den Punkt bringt: «Der Otter ist hotter».