Der etwas merkwürdige Titel des neuen James-Bond-Films «Ein Quantum Trost» hat dieses Jahr Karriere in deutschen Medien gemacht. Er war Vorlage für zahlreiche Wortspiele wie «Ein Quantum Frost» oder «Ein Quantum Frust».
«James-Bond-Titel sind da wirklich sehr dankbar», sagte der Linguist Rudolf Garski von der Gesellschaft für deutsche Sprache der Nachrichtenagentur dpa. Garski kennt auch Varianten aus der diesjährigen deutschsprachigen Presse wie «Der Spion, den er liebt», «Liebesgrüsse aus München» oder «Die Lizenz zum Helfen».
In der Sprachwissenschaft bezeichnet man solche Muster als Schablonen. Das Wesentliche des Titels wird erhalten, ein oder mehrere Wörter werden ausgetauscht. Das Wiedererkennen bekannter Filmtitel in einer Artikelüberschrift soll dabei das Interesse der Leser wecken.
Auch bei Roman- oder Buchtiteln greifen Schreiber gerne zu, wie Garski in einem Aufsatz festgestellt hat. «Auf der Suche nach der verlorenen Zeit» von Marcel Proust diente beispielsweise als kommentierende Überschrift für ein Formel-1-Rennen. Hape Kerkelings 2006 erschienenes Buch «Ich bin dann mal weg» inspirierte die Medien ebenfalls häufig. Garski fand den Titel 2008 unter anderem als Überschrift einer Opernrezension («Er bleibt dann mal weg»). Der Bestseller habe sehr schnell Eingang in das aktuelle Sprachbewusstsein gefunden, wie auch etliche Belege im Internet dokumentierten.
Besonders viele Belege sammelte Garski in jüngster Zeit für den Film «Der mit dem Wolf tanzt»: In den Zeitungen standen nicht immer geglückte Wortspiele wie «Der mit dem Ball donnert», «Der mit der Sonne kühlt», «Der mit dem Feuer spielt» oder «Der mit der Sprache paktiert». Garski selbst betitelte seinen Aufsatz mit «Der mit dem Wort tanzt».
Der Preis für den kreativsten Umgang mit dem Bond-Titel gebührt übrigens dem Komiker Oliver Pocher (respektive seinen Autoren): Er änderte das Plakat nach der Erpressung der aus der Industriellenfamilie Quandt stammenden Susanne Klatten in «Eine Quandt sucht Trost».
Dienstag
23.12.2008