Man müsse den «Blick» «radikal überdenken». Das sagt Daniel Pillard, der neue Ringier-Geschäftsleiter, in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Die Boulevardzeitung werde es sonst schwer haben auf dem Markt. «Bald gibt es drei Gratiszeitungen, und die Leser müssen merken, wofür sie beim `Blick` bezahlen. Wir wollen aber nicht alles auf einmal auf den Kopf stellen. Aber wir müssen und werden Mehrwerte für die Leser schaffen», so Pillard.
Das will der Journalist unter anderem mit der Qualität der Texte und Bilder erreichen, die sich von den Gratiszeitungen abheben müssen. «Am bestehenden Tabloid-Format werden wir festhalten. Aber die Zeitung muss konsequenter auf dieses Magazin-Format ausgerichtet werden.» Pillards Analyse: «Zeitschriften sind die Zukunft und können gegen die Gratiszeitungen bestehen.» Der neue «Blick» erscheine «wahrscheinlich nicht vor Anfang des nächsten Jahres.»
Auf die Frage, ob der Auflagenrückgang (im Herbst 694 000 Leser) gestoppt worden sei, sagt er: «Zwar ist der `Blick` immer noch die meistverkaufte Tageszeitung der Schweiz. Der Trend ist aber weiter negativ, die aktuelle Auflage liegt für mich eindeutig zu tief.» Er ist zufrieden, «wenn wir in einem Jahr wieder einen positiven Trend haben.»
Zur Ernennung von Bernhard Weissberg, der am 1. November neuer Chefredaktor des «Blicks» wird. «Herr Weissberg ist die ideale Besetzung. Er ist ein ausgewiesener Journalist, kennt die Ringier-Kultur und hat ein gutes Verhältnis zu Leuten, die wichtig sind im Haus.» Das sei wohl namentlich Frank A. Meyer gemeint? «Ja, zum Beispiel.» Auf die Frage, ob der linke «Blick» also weiterhin an seinen Lesern vorbeischreibe, sagt Pillard: «Es geht nicht um links oder rechts. Wir werden unsere Ausrichtung in den nächsten Wochen überdenken. Auch Frank A. Meyer ist flexibel und offen für Neues.»
Ringier ändere ständig das Organigramm, anstatt neue Köpfe zu holen. Dazu meint der Manager: «Das muss sich ganz klar ändern. Die nächsten wichtigen Posten müssen wir mit externen Leuten besetzen, wie wir das mit dem neuen Sportchef, André Grieder, getan haben. Wir brauchen in Zukunft vermehrt auch frisches Blut. Schliesslich ist Ringier ein attraktiver Arbeitgeber.»
Sonntag
19.08.2007