Dieser Tage erhalten viele Angestellte von Medienhäusern unerfreuliche Post von ihren Pensionskassen. Nur die wenigsten Altersvorsorge-Institutionen können die Guthaben der Versicherten verzinsen. Am schlimmsten hat es die Pensionskasse der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) erwischt, deren Deckungsgrad per Ende Jahr auf 90 Prozent zusammengebrochen ist. Jetzt sind Sanierungsmassnahmen zwingend, weil 170 Millionen Franken fehlen.
Aber auch bei der noch jungen Vorsorgeeinrichtung der «Neuen Zürcher Zeitung» beträgt der Deckungsgrad lediglich 93 Prozent. Und selbst dort, wo der Wert von 100 Prozent nur knapp verfehlt wird wie bei der Tamedia (97,8%), gibts eine Nullrunde bei der Verzinsung. Trotz eines ähnlichen Deckungsgrads von 98 Prozent verzinst Ringier die Altersguthaben mit einem Prozent, wie Recherchen des Klein Reports ergeben haben.
Hintergrund der schlechten Ergebnisse sind die abgestürzten Aktienmärkte. Beispielsweise waren die Schweizer Aktien der Pensionskasse der Basler Zeitung Medien 22 Prozent weniger Wert als vor einem Jahr, die Auslandaktien sogar 31 Prozent. Insgesamt tauchte die Kasse damit um 7,7 Prozent, da sie auch profitable Anlagen hat. Die Pensionskasse des Ringier-Konzerns kam auf ein Minus von 12 Prozent, diejenige der Zürcher Tamedia verlor 13 Prozent, und die NZZ-Vorsorgeeinrichtung sogar 15 Prozent, wie deren Geschäftsführer Felix Peter gegenüber dem Klein Report bekannt gab. Kleines Aperçu in diesem Zusammenhang aus einem Mail des Ringier-Pensionskassen-Stiftungsrats: «Der Stiftungsrat hält fest, dass sich im Portfolio keine Produkte der Lehman Brothers oder von B. Madoff befinden.»
Grund zur Freude haben hingegen die Angestellten der Berner Espace-Media-Gruppe. Ihre Pensionskasse weist per Ende 2008 einen Deckungsgrad von 104 Prozent aus, was bedeutet, dass alle Vorsorgeansprüche der Versicherten mehr als abgedeckt sind. Die Espace-Media-Pensionskasse verzinst deshalb die Sparkapitalien für 2008 mit dem vom Bundesrat festgelegten Mindestzinssatz von 2,75 Prozent, teilte Firmensprecher Christopher Wehrli auf Anfrage des Klein Reports mit. Auf plus/minus 100 Prozent kommt die Pensionskasse der Südostschweiz-Medien laut deren Präsident Hanspeter Lebrument. «Wir verzinsen darum die obligatorischen Guthaben mit 2,75 Prozent und nur die Überobligatorien mit null Prozent», sagte er gegenüber dem Klein Report.
«Eigentlich wirklich erstaunlich, dass niemand reagiert und sich über diesen Entscheid beschwert oder sich dagegen wehrt», lautet ein empörter Eintrag in einem internen Diskussionsforum der Tamedia zur Null-Verzinsung. Doch Josef Steiger vom Bundesamt für Sozialversicherung gibt Entwarnung: «Diese Entscheide liegen in der Kompetenz der Stiftungsräte, die paritätisch aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammengesetzt sind.» Und Stefan Thurnheer vom Vermögenszentrum VZ hält in einem Merkblatt zum Thema fest: «Eine oder zwei solcher 0%-Runden sind bei einer Gesamtanlagedauer der Pensionskassenvermögen von 40 Jahren durchaus verkraftbar und schmälern auch die spätere Rente kaum.»
Mittwoch
04.02.2009