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Freitag
06.06.2008

Gesprächsthema Nummer eins an Anlässen der Kommunikationsbranche waren dieses Frühjahr die teilweise harschen Vorwürfe von Präsident Carlo Schmid-Sutter vom Branchenverband Schweizer Werbung (SW) an die Adresse von Media-Agenturen. Die Rabattierungen seien nicht immer transparent und würde nicht in allen Teilen den Branchengrundsätzen entsprechen, monierte er. Nach verschiedenen Stellungnahmen von Media-Fachleuten publiziert der Klein Report heute Reaktionen, Ergänzungen und Präzisierungen von SW-Präsident Schmid-Sutter.

Klein Report: Mit Ihren Aussagen über die Praktiken der Media-Agenturen am Tag der Schweizer Werbung in Luzern haben Sie für viel Aufregung in der Branche gesorgt. Hat Sie das überrascht?
Schmid-Sutter: Schon ja, denn das Thema ist ja allenthalben diskutiert worden.

Klein Report: Wie würden Sie die Reaktionen zusammenfassen?
Schmid-Sutter: Es gab viel Kritik, es gab aber durchaus auch zustimmende Äusserungen.

Klein Report: Möchten Sie ihre damaligen Aussagen, es gebe «flächendeckend krumme Touren über Veruntreuung bis zum Betrug» ergänzen oder abschwächen?
Schmid-Sutter: Weder das eine noch das andere: Es gilt jetzt sachlich zu analysieren. Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Der von Ihnen zitierte Satz war nicht als Feststellung gesagt, sondern als Warnung, dass die Branche selbst für Ordnung sorgen muss, bevor der Staat eingreifen muss: Selbstregulierung auch in diesem Bereiche. Was ich nicht als Befürchtung, sondern durchaus als Feststellung verstanden wissen wollte, habe ich wörtlich wie folgt ausgedrückt: Es gibt mehrere Rabattierungsmodelle, und nicht immer wird der BSW-Grundsatz «Alle Kommissionen und Rabatte werden den Kunden erstattet» beherzigt.

Klein Report: Verschiedene Vertreter von Media-Agenturen argwöhnen, hinter Ihren Aussagen stünden handfeste Interessen beispielsweise der Publigroupe oder der Publisuisse - was sagen Sie dazu?
Schmid-Sutter: Das Thema wurde an der Präsidentenkonferenz aufgebracht und diskutiert. Dort haben wir auch beschlossen, dass man an die Öffentlichkeit treten will. Da die SW als Dachorganisation die gesamte Branche und nicht eine bestimmte Seite derselben vertritt, wird sie insbesondere im Bereich der Geschäftsbeziehungen unter Auftraggebern und Agenturen als neutrale Instanz gelten dürfen. Aus diesem Grunde habe ich es als Präsident der SW übernommen, dieses Thema aus neutraler Warte zu thematisieren.

Klein Report: Sie haben «die Branche» generell auf die Anklagebank gesetzt - absichtlich, oder wollen Sie schwarze Schafe oder gewisse Praktiken näher eingrenzen?
Schmid-Sutter: Ich habe niemanden auf die Anklagebank gesetzt, sondern ein Problem thematisiert, das offenbar existiert. In erster Linie geht es um mangelnde Transparenz. Es ist ein legitimes Interesse aller in dieser Branche Tätigen, dass diese verbessert wird. Auch bei der Lauterkeitskommission steht nicht die ganze Branche im Fokus, sondern lediglich diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten.

Klein Report: Wo sehen Sie vor allem Handlungsbedarf, bei den Direktbuchungsrabatten, der BK, den Kundenboni oder Rabattmodellen?
Schmid-Sutter: Das werden die Gespräche mit den Praktikern aufzeigen. Im Übrigen darf ich darauf hinweisen, dass die Branche selbst durchaus begonnen hat, Handlungsbedarf zu orten und entsprechend Transparenz zu schaffen.

Klein Report: Wie soll die Arbeitsgruppe mit SW-Rechtskonsulent Marc Schwenninger als Moderator arbeiten, und was erhoffen Sie sich von ihr?
Schmid-Sutter: In erster Linie geht es jetzt einmal darum, vertrauensbildend zu kommunizieren und gemeinsam die Mängel zu analysieren. Ich bin sicher, dass man in diesen Gesprächen einen gemeinsamen Nenner findet. - Siehe auch: «Wo Milliarden im Spiel sind, besteht immer ein Korruptionsverdacht», SWA-Geschäftsführer fordert Transparenz zwischen Medien und Agenturen und Werbeaufträge: «Krumme Deals bis zum Betrug»