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Mittwoch
15.02.2006

Der Streit zwischen Medien, Vermarktern und dem Weltfussballverband Fifa hat eine neue Drehung erfahren, indem die Fachzeitschrift «Werben & Verkaufen» (W&V) ein Gratis-Alternativ-Logo zum offiziellen Emblem kreiert und ins Internet gestellt hat. Es zeigt die grünen Umrisse von Deutschland, überlagert von einem Fussball-ähnlichen goldenen Netz und der Jahrzahl 2006 (http://www.wuv.de/szene/fanlogo/index.php). «Damit wollen wir die Chance bieten, dass die WM in Deutschland auch von Unternehmen, die nicht über die riesigen Werbeetats verfügen, genutzt werden kann», zitierte die Springer-Zeitung «Die Welt» am Mittwoch W&V-Chefredaktor Jochen Kalka.

Wochenlang hatten die Juristen des Verlags geprüft und recherchiert, um Probleme mit der Fifa zu umgehen. Den Flughafen München und den Kinovermarkter WerbeWeischer hat Kalka laut der «Welt» schon mit seinem Logo überzeugen können. «Wir müssen dann nicht jede Kleinigkeit, die wir kommunizieren, mit der Fifa abstimmen», sagt Boris Bullwinkel, Sprecher von WerbeWeischer.

Geht es nach dem Willen des Weltfussballverbandes, so müssen die strengen Fifa-Regeln nicht nur bei offiziellen Logos wie den Celebrating Faces oder dem Maskottchen Goleo VI beachtet werden, sondern auch bei der Verwendung von mehr als 70 so genannten Wortmarken. Die Liste reicht von World Cup über Germany 2006 und WM-Bier bis zum schlichten Kürzel WM. Und akkreditierte Journalisten sind aufgefordert, in ihren Texten das Wort Fifa WM 2006 zu benutzen, besser noch Fifa Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006. Eine Vorschrift, die etwa der Geschäftsführer des Zeitungsverlegerverbandes BDZV, Dietmar Wolff, für rechtlich nicht haltbar hält.

Nach Darstellung der Fifa sollen mit den Beschränkungen vor allem die 15 offiziellen Sponsoren und die 6 nationalen Förderer geschützt werden, die immerhin rund 700 Mio. Euro dafür zahlen, um mit dem Grossereignis Werbung treiben zu dürfen. Bisher haben die Fifa-Anwälte weltweit 1200 Marken-Verstösse beobachtet und 150 vor Gericht gebracht.

Der Düsseldorfer Rechtsanwalt Michael Terhaag berät derzeit zahlreiche Werbetreibende zu ihren Aktivitäten bei der WM 2006. «Markenrechtlich ist das der reinste Wahnsinn», sagt er. Schon die Verwendung des Schriftzuges WM 2006 etwa auf einer Wurst könne die Fifa auf den Plan rufen. Terhaag: «Das kann zu einer anwaltlichen Abmahnung oder gerichtlichen Unterlassungsverfügung mit einem Gegenstandswert von 250 000 Euro führen. Sogar eine Schadenersatzklage ist möglich.»

Dass sich nun in Medienhäusern Widerstand regt und Gegenlogos entwickelt werden, hält der Berliner Marketing-Experte Jochen Pläcking für eine «super Idee». Das offizielle Logo sei gestalterisch «sowieso eine Katastrophe und wird Deutschland als modernem Staat mit seiner hohen Design-Kultur überhaupt nicht gerecht». - Mehr dazu: Krach um Fussball-WM-Bilder nicht beigelegt