Nach dem Medienrummel um die zweitplatzierte der Casting-Show «Britain`s Got Talent», Susan Boyle, haben britische Medien erste Zweifel an ihrem eigenen Verhalten geäussert. Die Selbstkritik der Medien werde aber nicht lange anhalten, vermutet die linksliberale holländische Tageszeitung «De Volkskrant»: «In Grossbritannien gibt es immer irgendeinen Streit, der das Potenzial hat, überproportional aufgeblasen zu werden. Und wenn der britische Medienvulkan ausbricht, sind die Rauchwolken in der ganzen Welt zu sehen.»
Beispielsweise hätte die aktuelle Spesenaffäre laut «De Volkskrant» gewiss das Potenzial zu einem derartigen Hype. «Es gibt Fragen über die Integrität der Politiker», schreibt die Zeitung, «aber die Medien sind derart aufgeregt und blutdürstig, dass für Nuancen kaum Raum ist.» Der frühere Premier Tony Blair habe die Presse des Landes einmal als ein «wildes Tier, das Menschen und Reputationen in Stücke reisst», beschrieben. «Blairs Aufschrei klingt mit jedem Tag aktueller.» Die Selbstkritik der Medien nach dem Rummel um Susan Boyle sei wahrscheinlich nur von kurzer Dauer. «Morgen ist wieder ein neuer Tag, ein neuer Star, ein neuer Skandal.»
Donnerstag
04.06.2009