Content:

Mittwoch
26.10.2011

Peter Hartmeier, Chefredaktor des «Tages-Anzeigers» (2002-2009), zum Tod von Peter Uebersax. Erinnerungen an Briefwechsel mit dem legendären Chefredaktor des «Blicks».

«Ich bin Peter Uebersax kaum je begegnet. Als ich die Chefredaktion des `Tages-Anzeigers` übernahm, war er bereits ein Mythos. Diese Tatsache schuf Distanz. Der verstorbene Altmeister des Journalismus hat mich dann aber auf eine ganz andere, aber für ihn vielleicht typische Weise überrascht: Obwohl wir uns kaum kannten, schrieb er mir hin und wieder Briefe. In diesen Briefen lobte und kritisierte er einzelne Ausgaben des `Tages-Anzeigers`, nahm Kommentare ins Visier und hinterfragte politische Aussagen meiner Kollegen und von mir», erinnert sich Hartmeier.

«Selbstverständlich antwortete ich ihm jedes Mal - respektvoll und nachdenklich: Die Kritik dieses grossen alten Mannes ehrte mich. Als ich die Chefredaktion des `Tages-Anzeigers` verliess, verfasste er in seiner kleinen krakeligen Schrift einen Brief, den ich bis heute aufbewahrt habe: Lob, Kritik und Sympathie für meine Tätigkeit vermischten sich zu einem Plädoyer für Journalismus und Unabhängigkeit. Ich wüsste keinen Menschen, der mich journalistisch und gelegentlich auch politisch so pfiffig und nachhaltig begleitete, ohne dass ich ihn je leibhaftig kennenlernte.»