Kaum hat sich die Situation beim staatlichen Radio Liechtenstein nach Chefwechseln und Personalabbau beruhigt, gibt es auf strategischer Ebene Ärger. Im personell überbesetzten Verwaltungsrat mit zwei Präsidenten herrscht dicke Luft. Der Chefredaktor und der Intendant wurden gefeuert, und zur Kosteneindämmung baute der Staatssender Personal ab. Die Wirren bei Radio Liechtenstein gipfelten im November letzten Jahres in der Abwahl von Verwaltungsratspräsident Norbert Seeger und Verwaltungsrat Alexander Batliner durch das Parlament: wegen angeblich grober Pflichtverletzung.
Verwirrung hat dann Anfang Oktober ein Urteil des Liechtensteinischen Staatsgerichtshofes ausgelöst. Das Gericht kassierte die Parlamentsbeschlüsse und entschied, bei der Absetzung seien die verfassungsmässig garantierten Rechte von Seeger und Batliner verletzt worden. Die Abwahl sei zu Unrecht erfolgt.
Seeger und Batliner fühlen sich seit dem Gerichtsentscheid wieder als Radio-Verwaltungsräte. Das Gremium umfasst nun aber neun statt sieben Mitglieder, denn das Parlament sorgte inzwischen für Ersatz. Es wählte den Vaduzer Betriebsökonomen Clemens Laternser zum Verwaltungsratspräsidenten und Stefanie von Grünigen zur Verwaltungsrätin. Am Dienstag kam es zur paradoxen Situation, dass Seeger zu einer Verwaltungsratssitzung einlud, und zwar zum gleichen Zeitpunkt, auf den Verwaltungsratspräsident Clemens Laternser eine Sitzung angekündigt hatte. Laternser und von Grünigen sind in der Folge und bis zur Klärung der Dinge in den Ausstand getreten.
Am Mittwoch meldeten sich Seeger und Batliner zur Sache. Sie seien bereit, ihre Verwaltungsratsmandate zur Verfügung zu stellen, wenn die Fraktionen der Vaterländischen Union sowie der Freien Liste die Vorwürfe der Pflichtverletzung öffentlich zurücknähmen und damit die beiden rehabilitiere, heisst es in der Stellungnahme, die mit «Angebot zur Beendigung der Auseinandersetzung» betitelt ist. - Siehe auch: Radio Liechtenstein: Gericht hebt Parlamentsentscheide auf, Rochade auf der Chefetage bei Radio Liechtenstein und Die Liechtensteiner Rundfunk-Verantwortlichen sehen alt aus
Mittwoch
08.11.2006