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Montag
13.12.2004

Im Prozess um die Mordpläne gegen eine Journalistin haben Zeugen einen Ex-Banker schwer belastet. Der ehemalige Chef der Volksbank Grünstadt im deutschen Rheinland-Pfalz steht im Verdacht, er habe eine Journalistin ermorden lassen wollen. Dem 55-Jährigen wird vorgeworfen, 1998 versucht zu haben, einen 31 Jahre alten Maler und Lackierer zur Tötung einer missliebigen Redaktorin der Tageszeitung «Die Rheinpfalz» angestiftet zu haben. Diese hatte zuvor wiederholt kritisch über angeblich dubiose Geschäftspraktiken der Volksbank Grünstadt berichtet.

Vor dem Landgericht sagte die Journalistin am zweiten Prozesstag am Montag, der vermeintliche Killer habe ihr am Telefon von dem Mordauftrag des Bankchefs erzählt. «Ich hatte panische Angst, dass - wenn ich wieder berichte - er mir etwas tut», erzählte die 59-Jährige. Daraufhin habe die sie den Ex-Banker angezeigt. Sie hatte 2002 von den Plänen erfahren. Bei ihren Recherchen war die Lokalredaktorin zufällig auf die Schwester des 31-Jährigen gestossen, die Probleme mit einem von der Volksbank finanzierten Kredit hatte. Diese hatte der Redaktorin von dem angeblichen Tötungsauftrag berichtet, den ihr Bruder 1998 von dem Banker erhalten haben soll.

Zum Prozessauftakt hatte auch der 31-Jährige den Ex-Banker beschuldigt, ihm Geld für die Tötung der Journalistin geboten zu haben. Die Frau verbreite Lügen über ihn, und man müsse ihr eine Lektion erteilen, habe ihm der Banker gesagt. «Er hat mich gefragt, ob ich sie für Geld um die Ecke bringen oder zumindest ihren Sohn spitalreif schlagen könnte», berichtete der Zeuge. Beides habe er jedoch abgelehnt. Der 55-Jährige hatte vor Gericht dagegen alle Vorwürfe zurückgewiesen und von einem Erpressungsversuch gesprochen.

Erst kurz vor dem angeblichen Tötungsauftrag im Dezember 1998 hatte die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue gegen den 55-Jährigen eingestellt. Dabei ging es um die Frage, ob der Mann neben seiner Tätigkeit in der Bank für andere Firmen tätig war und diesen Insiderinformationen zukommen liess. Die Reporterin hatte über diese Verdächtigungen berichtet. Das Urteil soll an diesem Mittwoch verkündet werden.