Der Streik der Lokführer in Deutschland sorgt nicht nur bei der Bevölkerung für grossen Ärger. Selbst Kanzlerin Angela Merkel hat sich an die Streitparteien gewandt und gefordert, dass eine Lösung her müsse.
Besonders der Chef der Gewerkschaft GDL, die für den dreitägigen Streik verantwortlich ist, musste harte Kritik über sich ergehen lassen. In der «Bild»-Zeitung beispielsweise wurde Claus Weselsky als «Grössen-Bahnsinniger» betitelt, nur eine von mehreren Schmähungen.
Nun schaltet sich der Deutsche Journalistenverband ein und nimmt Weselsky in Schutz. DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken appellierte an die Medien, nicht tendenziös zu berichten. «Man muss den Streik der GDL nicht mögen, aber an dem im Grundgesetz geschützten Recht zum Arbeitskampf darf nicht gerüttelt werden.»
Konken kritisiert die Tendenzen, den Vorsitzenden der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer als Privatperson an den Pranger zu stellen. «Focus» berichtete unter dem Titel «So versteckt lebt Deutschlands oberster Streikführer» über ihn, die «Bild» veröffentlichte seine Telefonnummer. Weselsky hat unterdessen die Polizei verständigt, allerdings vorerst noch auf Polizeischutz verzichtet.
«Wie Claus Weselsky wohnt, ist ebenso irrelevant für die Meinungsbildung wie das Foto von seinem Klingelschild», betonte der DJV-Vorsitzende. «Wer den Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn AG auf das Niveau von `Staatsfeind Nummer eins` herunterzieht, verletzt die journalistischen Spielregeln und spielt zudem den Gegnern der Tarifpluralität in die Hände.»