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Mittwoch
10.09.2008

In der Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom hat die Bonner Staatsanwaltschaft Namen betroffener Journalisten ermittelt. Die Spitzelopfer würden in «absehbarer Zeit» informiert, sagte Oberstaatsanwalt Friedrich Apostel am Mittwoch. Die Journalisten können dann selbst Strafantrag stellen. Apostel nannte keine konkrete Zahl, er sprach lediglich von mehr als einem Betroffenen.

Das «Handelsblatt» berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass Mitarbeiter der Telekom Telefonate von insgesamt fünf bis sechs Journalisten überprüft hätten. Nach den bisherigen Erkenntnissen sei nur ein Aufsichtsrat betroffen. Die Arbeitnehmervertreter im Kontrollgremium haben bereits Anzeige erstattet. Die Telekom hatte zugegeben, dass es 2005 und möglicherweise auch 2006 zu Fällen missbräuchlicher Nutzung von Verbindungsdaten gekommen war. Ziel soll es gewesen sein, die Veröffentlichung vertraulicher Informationen zu unterbinden.

Oberstaatsanwalt Apostel machte deutlich, dass die Ermittlungen noch andauerten. Es sei nicht auszuschliessen, dass sich die Zahl der betroffenen Journalisten erhöhe. Auch sei derzeit nicht zu sagen, wie viele Aufsichtsräte bespitzelt worden seien. Im Kern ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen acht Beschuldigte. Darunter sind der ehemalige Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke, der einstige Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel und der Chef einer Berliner Sicherheitsfirma, die die Daten ausgewertet haben soll. Es geht unter anderem um mögliche Verstösse gegen das Fernmeldegeheimnis und den Datenschutz. Einem Bericht der «Financial Times Deutschland» zufolge sind mindestens drei Konzernmitarbeiter des Verstosses gegen das Fernmeldegesetz überführt worden. - Mehr dazu: Chef der Deutschen Telekom entschuldigt sich beim Chef des Konzernbetriebsrats, Schon wieder Affäre um bespitzelte Medien in Deutschland und Deutsche Telekom will Zugriff auf Kundendaten einschränken