Die beiden reichweitenstärksten deutschen Senderfamilien - ProSiebenSat.1 Media AG und RTL Mediengruppe - engagieren sich noch immer zu wenig für den Ausbau ihres barrierefreien Programms. Dies hat die Gesamtkonferenz der deutschen Medienanstalten an ihrer Sitzung vom Mittwoch in Kassel kritisiert.
Damit würden die beiden Sendergruppen ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung nicht in ausreichendem Masse gerecht, so die Medienanstalten. Vorangegangen war die Forderung der Gesamtkonferenz an die Sendergruppen, mindestens eine Sendung pro Abend in einem Sender ihres Unternehmens mit speziellen Untertiteln für Hörgeschädigte anzubieten. Die Ergebnisse einer im Frühjahr dieses Jahres durchgeführten Umfrage machten gemäss den Medienanstalten deutlich, dass beide Sendergruppen dieser Forderung nicht oder nur in Ansätzen nachgekommen sind.
Während die ProSiebenSat.1 Media AG mit ihrem barrierefreien Angebot sich den Forderungen der Medienanstalten angenähert hat und spezielle Untertitel für Hörgeschädigte anbietet, werden in den Programmen der RTL Mediengruppe keine Sendungen mit speziellen Untertiteln ausgestrahlt. Auch bezogen auf Sendungen mit einfachen Untertiteln ist der Anteil bei RTL nochmals geringer als bei ProSiebenSat.1.
Winfried Engel, Vorsitzender der Gremienvorsitzendenkonferenz, meint dazu: «Der barrierefreie Zugang zu Medien und Informationen ist wichtig für unsere Gesellschaft. Nur so ist die gleichberechtigte Teilhabe aller Bürger an demokratischen Prozessen der Meinungs- und Willensbildung möglich. Dass sich die reichweitenstärkste deutsche Senderfamilie nicht mehr für Barrierefreiheit engagiert, ist enttäuschend und so nicht hinnehmbar.» Und weiter: «Andere private Sender sind hier weiter als RTL.» Sky zum Beispiel zeige die Bundesliga-Konferenz und das Topspiel samstags immer mit Live-Untertiteln.
Die Gesamtkonferenz der Medienanstalten (das ist die Gremienvorsitzendenkonferenz und die Direktorenkonferenz) wird die Debatte um die Förderung von Barrierefreiheit im privaten Fernsehen nach eigenen Angaben auch weiterhin verstärkt führen und auf gesetzliche Verschärfungen hinwirken, wenn sich die Lage insbesondere bei der RTL Mediengruppe nicht verbessert.