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Donnerstag
02.03.2006

Die deutschen Kultusminister haben am Donnerstag die umstrittene Rechtschreibreform von 1996 in mehreren Punkten wieder abgeändert. Sie folgten damit den Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung. Die Änderungen betreffen besonders strittige Teile der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Gross- und Kleinschreibung, der Zeichensetzung und Silbentrennung. Auch Bayern und Nordrhein-Westfalen, die vor einem Jahr, ebenso wie der Kanton Bern, die Umsetzung der Rechtschreibreform an den Schulen ausgesetzt hatten, wollen nun wieder mitmachen. Damit können ab August dieses Jahres in Deutschland wieder bundesweit an allen Schulen die gleichen Rechtschreibregeln gelten.

In der Schweiz entscheidet die Erziehungsdirektorenkonferenz EDK voraussichtlich am 9. März oder 22. Juni über die Änderungsvorschläge. Dass die Schweizer EDK den Vorschlägen des Rats für Rechtschreibung zustimmt, ist keineswegs sicher. Dagegen ausgesprochen haben sich unter anderem der «Sprachkreis Deutsch», der Deutschschweizer Verlegerverband SBVV und vor allem der Dachverband der Lehrer und Lehrerinnen LCH.

Letzterer kritisiert nicht nur konkrete Änderungen wie die Zunahme der Varianten, sondern vor allem das Vorgehen: Der Rechtschreibrat habe überstürzt und unsystematisch gearbeitet. Er fordert deshalb von der EDK ein Moratorium und die wissenschaftliche Überprüfung des Regelwerks. Für eine gemächlichere Gangart hat sich am Donnerstag auch EDK-Präsident Hans Ulrich Stöckling ausgesprochen. Man werde nach einer Anhörung beschliessen, welche Regeln übernommen würden und welche nicht. Es sei kein Unglück, wenn in der Schweiz eine gewisse Zeit länger beide Formen nebeneinander bestehen bleiben können. Siehe auch: «Du» im Brief wieder gross, «Urin-/-stinkt» abgeschafft und Bloss 8% für neue Rechtschreibung