Content:

Montag
07.11.2011

Am Freitagabend wurde in der Markthalle Langenthal zum elften Mal der Design Preis Schweiz verliehen. Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden aus 34 Nominationen in einem zweistufigen Verfahren ausgewählt. In den Kategorien «Market A», «Market B», «Newcomer», «Research» und «Merit» wurde je ein Preis vergeben.

In der Kategorie «Merit» kam die Kulttasche Freitag zu Ehren: Die Preisträger Daniel und Markus Freitag, ursprünglich aus Davos und Grafiker, entwickelten 1993 zum Eigenbedarf ihre erste Kuriertasche aus rezyklierten Lastwagenplanen, gebrauchten Fahrradschläuchen und Autogurten. Die Idee stiess weit über Zürich hinaus auf Interesse, das Ursprungsmodell «Top Cat» gehört heute zur Sammlung des Museum of Modern Art in New York. Die Kollektion der Gebrüder Freitag umfasst heute mehrere Dutzend Modelle in zwei Produktfamilien. Der Betrieb beschäftigt gegenwärtig deutlich über 100 Personen, verarbeitet jährlich rund 200 Tonnen LKW-Planen und ist vor Kurzem in ein neues Hauptquartier im Norden Zürichs gezogen.

Ulrich Bachmann, Ralf Michel, 
Florian Bachmann und Marcus Pericin
 von der Zürcher Hochschule der Künste erhielten für ihr Projekt «Farbe und Licht» den Preis in der Kategorie «Research»: Farbe und Licht gehören untrennbar zusammen, denn nur in Verbindung mit Licht können Farben wahrgenommen werden. Trotz dieser altbekannten Tatsache existiert bisher keine kombinierte Farb-Licht-Lehre für die gestalterische Praxis. Deren Entwicklung waren drei aufeinander aufbauende Forschungsprojekte gewidmet. Im Rahmen des ersten Projektes mit dem Titel «FarbLichtLabor» wurden die Grundlagen der Interaktion von Licht und materieller Farbe erforscht. Das zweite Projekt namens «LED-ColorLab» legte den Fokus auf die Interaktion von dynamischem Licht und farbigen Oberflächen im räumlichen Kontext. Im dritten Projekt «Farbe und Licht - Materialien zur Farb-Licht-Lehre» ging es schliesslich um die praxisrelevante Vermittlung der bisherigen Forschungsergebnisse.

Als «Newcomer des Jahres» wurde Andreas Pudel vom HGK Masterstudio Design der 
Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW ausgezeichnet. Den Preis erhielt er für «Quick Dive», ein Tauchsportkonzept, das die Gefahren des Sporttauchens und die Komplexität der Ausrüstung so weit reduziert, dass es möglich wird, die Faszination des Tauchens auch ohne aufwendige Ausbildung und kostspielige Gerätschaften zu erleben. Die «Quick Dive»-Tauchausrüstung ist als Einstiegsmodell gedacht und für eine Tiefe von bis zu zehn Metern ausgelegt. Ihre wesentlichen Vorteile liegen im geringen Gewicht (ca. 6 kg gegenüber ca. 30 kg einer konventionellen Ausrüstung), im kompakten Volumen und in der kurzen Vorbereitungszeit vor dem Tauchgang. Sie schliesst damit eine Marktlücke zwischen dem konventionellen Sporttauchen und dem Schnorcheln.

In der Kategorie «Market A» wurde das Schauspielhaus Zürich prämiert. Der von Cornel Windlin Konzeption & Gestaltung für die Spielzeit 2009/10 neu entwickelte visuelle Auftritt erstreckt sich über sämtliche Aspekte - vom Erscheinungsbild und den Kommunikationsmassnahmen bis hin zu Website und Signaletik. Grafisches Kernstück ist eine simple schwarze Scheibe, die in unterschiedlicher Anwendung in allen Medien auftaucht. Das pointiert eingesetzte Repertoire reduzierter Gestaltungsmittel sicherte die gestalterische Prägnanz und inhaltliche Kohärenz der visuellen Produkte. Neben der minimalistischen Typografie - ein einziger Schriftschnitt in wenigen Graden eingesetzt - und der stark reduzierten Farbigkeit bei Plakaten und Programmen ist vor allem der durchdachte Umgang mit teils gefundenen, teils manipulierten Bildern verschiedenster Herkunft von entscheidender Bedeutung.

Die Senior Design Factory mit Debora Biffi und Benjamin Moser erhielt den Preis in der Kategorie «Market B». Die Senior Design Factory verfolgt das Ziel, alte und junge Menschen als gleichwertige Partner zusammenzubringen und durch kreative Projekte den Austausch zwischen den Generationen zu fördern. Sie zeigt neue Wege auf, wie ältere Menschen in den Alltag eingebunden und wie ihre Ressourcen und Kapazitäten sinnvoll genutzt werden können. Design spielt dabei die zentrale Rolle: Es agiert als Vermittler und baut auf sozialer und gestalterischer Ebene Brücken zwischen den Generationen. Die Factory besteht aus vier Bereichen, die sich ergänzen. Das Herzstück bildet das Atelier, in dem junge Gestalter mit handwerklich versierten Senioren zusammenarbeiten. Der Shop vertreibt die handgearbeiteten Produkte. Das Restaurant Kitchen ist als generationsübergreifend betriebener Begegnungsort konzipiert. Workshops dienen dem Wissensaustausch und -transfer zwischen Jung und Alt.