Irgendwann zwischen den Bieler Kommunikationstagen (21. und 22. Oktober) und dem Berner «Zibelemärit» (24. November) will Medienminister Moritz Leuenberger die noch nicht veröffentlichten Konzessionen für die privaten Lokalradios und Regionalfernsehsender bekannt geben. Dem Termin fiebert die ganze Branche entgegen, da es für verschiedene Sender um Sein oder Nichtsein geht. Da nicht alle Bewerber eine Konzession erhalten können, ist bereits jetzt absehbar, dass die Uvek-Entscheide bald einmal die Gerichte beschäftigen werden. «Ich gehe von Einsprachen aus», sagte Radiopionier Roger Schawinski lakonisch, der gleich in verschiedenen Regionen auf Sendung bleiben bzw. gehen will.
Besonders heiss umkämpft ist die Radioszene im Gebiet Zürich-Glarus. Für dieses Gebiet hat das Uvek drei UKW-Konzessionen mit Leistungsauftrag ausgeschrieben. Neben den längst bestehenden Sendern Radio 24 (Tamedia), Energy (Ringier) und Zürisee (Zürichsee Medien AG) stehen Roger Schawinski mit seinem Radio 1 sowie Giuseppe Scaglione mit Radio 105 Züri in den Startlöchern. Etwas kleiner ist eine weitere Region Zürich, für die eine Konzession zu holen ist. Wieder sind Scaglione und Schawinski im Rennen, zusammen mit Oliver Flückiger (RadioJay AG/Programm ZüriLive) und Martin Sebastian (Radio Alpenrosen).
Weil die Zahl der UKW-Frequenzen beschränkt ist, würde die Berücksichtigung eines Newcomers für eine «grosse» Konzession automatisch das Aus für einen etablierten Sender bedeuten. Eifrige Kaffeesatz-Leser haben deshalb das Referat von Moritz Leuenberger am 11. September am Radio Day in Zürich mit der Lupe nach Hinweisen abgesucht. «Von Anarchie keine Spur mehr», hatte der Medienminister da zum Thema Privatradios geklagt, Schawinskis Lieblingsmusiker Jimmy Cliff erwähnt und nebulös von «Artenvielfalt» gesprochen, die eine Voraussetzung dafür sei, «dass sich lebende Systeme weiterentwickeln können».
Seither ist Roger Schawinski felsenfest überzeugt, dass er eine Konzession erhalten werde. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass er so etwas sagt und mir dann keine Konzession gibt», sagte er gegenüber dem Klein Report. Aber auf wessen Kosten? Das Rätselraten ist gross, und die Auskünfte lauten immer ähnlich: «Wir warten den Entscheid ab und bewerten ihn dann», sagte beispielsweise Rechtsanwalt Andreas Meili, der die Tamedia im Konzessionsverfahren vertritt. Als «denkbares, vernünftiges Szenario» bezeichnete er die Möglichkeit, dass alles beim Alten bleibe: Für Radio 24, Energy und Zürisee je eine grosse Konzession, für Radio 1 eine kleine (ähnlich wie heute), und Scaglione hat ja bereits das Jugendradio.
Radio-Krieg gibts aber auch in der Region Basel, wo sich die beiden mit einer gemeinsamen Verkaufsorganisation verbundenen Sender Basel 1 (Basler Zeitung Medien) und Basilisk (Martin Wagner) gegen Radioaltmeister Christian Heeb mit seinem RBB («Radio, das mehr bietet») wehren müssen. An den eigenen Worten gemessen müsste «Anarchie»-Nostalgiker Leuenberger eigentlich den Pionier bevorzugen - was auch hier zu Juristenfutter führen würde. Dasselbe gilt im Aargau und in der Südostschweiz, wo Schawinski die «Monopole» von Peter Wanner («Aargauer Zeitung», Tele M1, Radio Argovia) und Hanspeter Lebrument («Südostschweiz», Tele Südostschweiz, Radio Grischa) knacken will.
Feuer im Dach ist auch bezüglich Regionalfernsehen im Grossraum Zürich. Befürwortet von den Kantonsregierungen Thurgau, Schaffhausen und Zürich fühlt sich Günter Heuberger mit seinem Tele Top im Vorteil gegenüber Tele Züri (Tamedia). Doch selbst wenn er die begehrte Konzession erhielte, könnte der Tamedia-Sender weitermachen - einfach als meldepflichtiger Sender ohne Übertragungspflicht der Kabelnetzbetreiber im Analognetz, dafür aber ohne geografische Einschränkungen. «Gespräche finden statt, was wäre, wenn Tele Züri keine Konzession mehr erhielte», gab Cablecom-Sprecher Hugo Wyler bekannt. Es sei aber «noch nicht geregelt», wie es weiterginge, lautet die offizielle Sprachregelung. Die Branche ist aber überzeugt, dass Tele Züri im Analognetz bleiben und sich ohne staatliche Fesseln sogar steigern könnte. - Siehe auch: Erste UKW-Radios und Regionalfernsehen mit neuen Konzessionen
Samstag
18.10.2008