Es sei ein «Auftakt mit Krawall» gewesen, schrieb die deutsche «Financial Times» am Donnerstag über die neue spanische Wirtschaftszeitung «El Economista», die seit Ende Februar wochentags erscheint. Grund: Das neue Blatt drosch auf bisher in Spanien unbekannte Weise auf einen Inserenten ein. «El Corte Inglés», Europas grösste Warenhauskette, diskriminiere weibliche Angestellte, war da zum Weltfrauentag zu lesen. Sie würden schlechter bezahlt als männliche Kollegen und hätten kaum Aufstiegschancen.
Solche Kritik ist ein Novum in den spanischen Medien, die sich eher durch einen zuvorkommenden Umgang mit Unternehmen auszeichnen. Die Branche beobachtet gespannt, ob die unerschrockene Linie durchzuhalten ist. «Wir werden die Dinge darstellen, wie sie sind, egal ob gut oder schlecht», zitiert die FT Chefredaktor Salas. Die «Philosophie» des Blattes laute wie folgt: «Wir modernisieren die Wirtschaftsinformationen in Spanien ohne Angst vor politischem und unternehmerischem Druck.» Dass sich die Zeitung dabei gleich mit einem der grössten Anzeigenkunden anlegt, macht Eindruck. «Das hat es noch nicht gegeben», sagt José Luis Gómez, Chefredaktor der spanischen Ausgabe von «Capital».
Chefredakteur Salas will sich von einem allfälligen Inserentendruck nicht beeindrucken lassen. Laut Geschäftsplan sollen nur 35% der Einnahmen aus dem Anzeigenverkauf kommen, der grosse Rest resultiere aus Kioskverkäufen. Eine einfache Sprache soll auch Leser anziehen, die die Wirtschaftspresse bisher links liegen liessen. Neben «El Economista» erscheinen in Spanien drei weitere Wirtschaftsblätter mit zusammen rund 200 000 Auflage. Die Auflage von derzeit ungeheuren 170 000 http://www.eleconomista.es-Exemplaren - der grösste Wettbewerber «Cinco Días» druckt knapp 120 000 - liegt allerdings noch wie Blei an den Kiosken.
Donnerstag
16.03.2006