Die nächste Ausgabe der Zeitschrift «Schweizer Journalist» aus dem österreichischen Oberauer-Verlag kommt mit einem Knüller daher, der zwar mehr verspricht, als er hält, aber immer noch mehr bringt, als bisher in der Schweizer Medienlandschaft üblich war. In dem in den nächsten Tagen erscheinenden Heft gehts um den «sensiblen G-Punkt» - wobei dieser Ausdruck höchstens dann ein Körperteil bezeichnet, wenn man das Portemonnaie auch dazu zählen will -, nämlich das liebe Geld. Der «Journalisten-Gehaltsreport» ist ein Bericht aus dem Land des Schweigens, denn kaum jemand lässt sich vom mehrköpfigen Autorenteam mit Namen und Funktion zitieren - vor allem nicht, was den eigenen Lohn betrifft.
Trotzdem nennt der «Schweizer Journalist» die zehn angeblich bestverdienenden Chefredaktoren mit ihren Jahresgehältern zwischen 380 000 Franken (Peter Hartmeier, «Tages-Anzeiger») und 270 000 Franken (Ueli Haldimann, Schweizer Fernsehen). «Das sind Annäherungen», präzisierte dazu «Schweizer-Journalist»-Chefredaktor Markus Wiegand am Dienstag gegenüber dem Klein Report. Nur Werner de Schepper («Blick», laut SJ 350 000 Franken Jahresgehalt) habe mitgeteilt, er habe im Jahr 2004 184 000 Franken versteuert. Auffallend ist, dass unter den zehn (laut SJ) bestverdienenden Chefs nur ein Nicht-Zürcher ist, nämlich Thomas Bornhauser («Neue Luzerner Zeitung», laut SJ 280 000 Franken Jahreslohn).
Hochinteressant ist in diesem Zusammenhang vor allem die Information des SJ, unter den Personalabteilungen namentlich der Zürcher Grossverlage gebe es topgeheime Lohnvergleiche und Absprachen. Bei informellen Treffen werde über alles, auch über die Gehälter, gesprochen, behauptet der SJ. Es sei deshalb nicht empfehlenswert, auf der Stellensuche mit angeblichen Gehaltsangeboten zu flunkern, da der Personalchef des Verlags A mit einem kurzen Telefonat beim Verlag B checken könne, was tatsächlich Sache ist.
Im übrigen dreht der Beitrag eine muntere Runde im Themenbereich Löhne, Honorare und Aufträge. Für Nicht-Führungskräfte sei «bei 120 000 Franken in aller Regel die Decke erreicht», schreibt der SJ. Ausnahmen bis 160 000 Franken seien für prominente Bundeshausjournalisten oder «Sonderbegabte» wie Jürg Ramspeck, Kolumnist beim «Blick», möglich. Gewissermassen ins Elendsquartier der helvetischen Medienlandschaft kommt man dann schliesslich im Bereich Honorare für freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wo der SJ bei einer anonymen Internetumfrage auf Tagesansätze von unter 100 Franken stiess.
Dienstag
27.06.2006