Die Fachpresse für Informationstechnik (IT) sieht sich mit einem Besorgnis erregenden Trend konfrontiert: «Sie wird überflüssig», konstatiert Peter Welchering von Media01, einer Produktionsgesellschaft für elektronische Medien laut dem Branchendienst Presstext.Deutschland. Schuld daran sei vor allem der von den Redaktionen ungefiltert kolportierte Blabla der Public-Relations-Agenturen. «Entweder wird trockene Technik beschrieben, die keiner lesen mag, oder es werden hochtrabende Marketingbotschaften der Hersteller gedruckt, die keiner glauben mag», schreibt Welchering in der Publikation «IT-Journalist», einer Beilage der Zeitschrift «Wirtschaftsjournalist».
Das sollte auch in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der IT-Unternehmen zu Konsequenzen führen. Pressemitteilungen sind kein billiger Ersatz für Marketing, Werbung und Vertrieb. Mit Formulierungen wie «der weltweit führende Anbieter» (ein Klassiker in fast jeder Pressemitteilung) oder «mit unserer neuen Applikation wollen wir uns auf neue Kundensegmente fokussieren» kommt man allenfalls bei einer schläfrigen Redaktion durch, sicher aber springt kein Leser voll Begeisterung in die Luft. In Bilanzpressekonferenzen, Broschüren, Pressemitteilungen und Vorstandserklärungen wird zu häufig mit Leerformeln gearbeitet. «Wettbewerbstool mit Fokussierung der Komponenten der Implementierungsbreite», meldet ein Unternehmen der Informationstechnik. Bei «variable Sequentierungsstrukturen und deren hardwareunterstützte Realisierung» legen sich selbst Fachleute die Karten. Harmlos klingt da noch der tägliche Wortschwall: Man müsse sich neu aufstellen, umstrukturieren, aufs Kerngeschäft fokussieren, Synergien nutzen, effizient und effektiv an seinem Alleinstellungsmerkmal arbeiten. Bei IT-Unternehmen wimmelt es von Bekundungen wie «Kundenorientierung», «kompetente Teams», «innovative und massgeschneiderte Lösungen» oder «anwenderorientierte Applikationen». «Eigenartigerweise machen sich die Verfasser dieser Statements offenbar keine Gedanken über die Wirkung auf den Leser. Wenn Manager nach einem Rezept suchen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass die Firmenmitteilungen ungelesen in den Papierkorb wandern, dann sollten sie möglichst häufig diesen Wortschaum verwenden».
«Journalisten lieben Kontroversen und dezidierte Meinungen», schreibt der Unternehmensberater Rainer Zitelmann in seinem Buch «Die Macht der Positionierung». Zu Recht reagierten Medien gelangweilt auf belanglose Statements wie etwa «Wir setzen konsequent auf Qualität und wollen immer besser den Interessen unserer Kunden dienen». Medien berichten sehr gerne über Trends. «Die Einordnung einer konkreten Nachricht in einen Trend ist auch deshalb wichtig, weil der Journalist nur mit diesen Argumenten in der Lage ist, intern, also in der Redaktion, ein Thema zu `verkaufen`. Oft entscheidet der Journalist nicht alleine, ob er ein Thema bringen kann oder nicht, sondern dies wird auf der Redaktionskonferenz, im Ressort oder durch den Chefredakteur entschieden», so Zitelmann, der vor seiner Beratertätigkeit Redaktor der Tageszeitung «Die Welt» war.
Dienstag
05.07.2005