Der Pfarrer und Krimiautor Ulrich Knellwolf hat seine Zusammenarbeit mit der Sendung «Morgengeschichte» auf Radio DRS beendet. Er fühle sich durch die Redaktion eingeengt, weil ihm diese inhaltliche Vorschläge gemacht habe, erklärt er. Die jeweils um 6.42 Uhr ausgestrahlte «Morgengeschichte» ist die Nachfolgesendung von «Zum neuen Tag». Die Namensänderung hatte auch ein neues Konzept signalisiert, wie Fritz Zaugg, Leiter des Bereichs Hörspiel + Unterhaltung bei Radio DRS, zu einem Bericht in der neuesten Ausgabe der Wochenzeitschrift «Reformierte Presse» vom Freitag sagte. Dieses Konzept will keine Betrachtungen mehr bringen, sondern Geschichten, sagte Zaugg. Zudem seien die früheren Beiträge öfters moralinhaltig gewesen und hätten wenig Humor gehabt. Er habe deshalb leichtfüssigere, aber nicht seichte Geschichten gewünscht.
Es sei nicht die neue Ausrichtung gewesen, die ihm Mühe bereitet habe, sagte Ulrich Knellwolf auf Anfrage. Er habe diese mit Zaugg ausführlich besprochen und ihm gesagt, dass ihm die neue Idee gefalle. Danach habe er jedoch einen Brief der Redaktion erhalten. Darin habe es geheissen, er sei doch Spezialist für Grusel- und Mordgeschichten und solle solche statt theologischer Themen einbringen. Inhaltlich sei es keine Vorschrift gewesen, aber er habe es als solche empfunden. «Ich lasse mich jedoch nicht gern auf ein Schema einengen», sagte Knellwolf. Aufgrund früherer Reaktionen auf seine Beiträge für «Zum neuen Tag» habe er auch das Gefühl, dass die Hörerinnen und Hörer der Sendung nicht Mordgeschichten wünschten.
Zaugg, der Knellwolfs Rückzug bedauert, betont dagegen, «dass von niemandem eine Vorschrift erlassen wurde, dass Religion in der Sendung inskünftig tabu» sei. Vom Brief an Knellwolf höre er das erste Mal; er käme selber nie auf die Idee, so etwas zu schreiben. «Ich werde dem nachgehen.» - Siehe auch: Radio DRS fördert politisches Duckmäusertum
Samstag
14.10.2006