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Mittwoch
20.10.2004

Ostdeutsche konsumieren gerne Verdrängungsmedien wie Privat-TVs und «SuperIllu», Westdeutsche hingegen lesen lieber die klassischen Nachrichtenmagazine und gucken weniger fern. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat. So ist das Interesse an politischen Themen in Ostdeutschland erheblich geringer ausgeprägt. Die politischen Magazine wie «Stern», «Spiegel» und «Focus» werden in den neuen Ländern durchschnittlich nur halb so viel gelesen wie im Westen.

Diese Tendenz spiegelt sich auch in der Lektüre von Leitartikeln in Zeitungen wider, die von 46% der Westdeutschen, aber nur 35% der Ostdeutschen gelesen werden. Beim Fernsehkonsum liegen die weniger informationslastigen privaten Sender klar vor den öffentlich-rechtlichen Programmen. Basis der Langzeitanalyse von 1990 bis heute sind rund 20 000 Interviews - davon 4000 in den neuen Ländern - sowie die jährlichen Erhebungen zu Reichweitenentwicklung und Leserstrukturen der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalysen.

«Das Empfinden, anders zu sein auf Grund anderer historischer Erfahrungen und einer auch heute noch anderen Lage, hat lange Zeit ein spezifisch ostdeutsches Identitätsgefühl hervorgebracht», hiess es weiter. Dieses Gefühl habe sich zwar in den letzten Jahren abgeschwächt, sei aber nach wie vor bei rund der Hälfte der ostdeutschen Bevölkerung ausgeprägt. Daraus erklärt sich auch der Erfolg von Medien wie der «SuperIllu», die sich in besonderem Masse auf die ostdeutsche Erfahrungswelt und Denkweise eingestellt haben. Interessant sei in diesem Zusammenhang die Analyse der Mediennutzung von jüngeren Ostdeutschen (14 bis 34 Jahre), die heute in den alten Bundesländern leben. Ihr Medienkonsum ist mit dem gleichaltriger Westdeutscher nahezu identisch.

Vor allem Frauenzeitschriften werden in Ostdeutschland weniger gelesen, hat die Studie ermittelt. So erreichen die monatlichen Frauentitel im Vergleich zum Westen gerade mal 53% der Leserinnen und die 14-täglichen sogar nur 44%. Ausserdem sind die Reichweiten aller Tageszeitungen von 1991 bis 2004 in Ostdeutschland von 84,7 auf 66,3% zurückgegangen.