Manche Leute lässt der Orient, wenn sie ihn gesehen haben, nicht mehr los. Und sie möchten immer mehr erfahren, über die Menschen, die da leben. Einblick in die junge Kulturszene der arabischen Welt bietet die seit März erscheinende Zeitschrift «Bidoun» - und sie verzichtet dabei auf die üblichen Stereotypien. Das Titelbild der Zeitschrift befindet sich, wie bei allen arabischen Printmedien, auf der Rückseite. Man muss «Bidoun» also von hinten nach vorne lesen. Dennoch sind die Texte auf Englisch. Viele orientalische Ornamente ziehen sich in Folge über die Seiten.
Für die arabische Welt ist «Bidoun» ein Novum. Das Heft erscheint vierteljährlich in den Metropolen des Nahen Ostens: In Dubai, Kairo und Beirut, es wird aber auch in New York, London, Istanbul und Deutschland vertrieben. «Bidoun» heisst «ohne», womit die Macher vor allem hoffen, ihre Zeitschrift vor den üblichen Zuschreibungen zu bewahren, die immer fallen, wenn es um die Region geht: Islam, Fanatismus, Terrorismus. In Kuwait wird der Begriff übrigens für Staatenlose verwendet.
Im aktuellen Heft werden der ägyptische Videokünstler Hassan Khan und die Doku-Projekte des iranischen Filmemachers Mohammed Schirvani vorgestellt. Daneben finden sich Berichte über aktuelle Ausstellungen nahöstlicher Künstler, die Hiphop-Szene im Libanon oder eine Modestrecke des US-palästinensischen Designers Rami Kashou.
Ebenso globalisiert liest sich das Impressum von «Bidoun», dessen Redaktion über mehrere Kontinente verteilt ist: Brooklyn gilt zwar als Postadresse, denn dort lebt die persisch-amerikanische Herausgeberin Lisa Farjam. Gedruckt wird allerdings in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo auch der Hauptsponsor des Hefts sitzt, ein Industrieller und Kunstsammler aus Dubai. Zu den festen Mitarbeitern gehören übrigens ausschliesslich Frauen.
Mittwoch
18.08.2004