Am Mittwoch ist jetzt auch der «Blick» im neuen Kleid erschienen, auf den Tag genau 50 Jahre nach der Erstausgabe und wenige Wochen nach den neu gestalteten Blättern «Neue Zürcher Zeitung» und «Tages-Anzeiger». Die drei Grossen der Schweizer Tagesprintmedien scheinen dabei alle nach dem selben Drehbuch zu arbeiten. «Hit the big story hard», lautet die alte Journalisten-Regel, wonach man das (vermutete) Thema des Tages mit mehreren Facetten abhandelt. In der ersten «Blick»-Ausgabe nach neuen Muster wird dieses Rezept allerdings nur im Sport-Ressort angewendet - als Auftakt zum Fussballspiel Schweiz-Israel.
Hingegen sind die weiteren «grossen» Geschichten aus der Retorte: Dem Interview mit Coop-Chef Hansueli Loosli fehlt jede Tagesaktualität, und im weiteren befasst sich der «Blick» mit sich selbst und seiner 50-jährigen Geschichte. Eine ganze Broadsheet-Seite beansprucht allein die Bildberichterstattung über die Lancierungsparty vom Dienstagabend. Und über zwei grossformatige Seiten breitet die Redaktion die guten Wünsche für die nächsten 50 Jahre von 50 prominenten Schweizerinnen und Schweizern aus. Es wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen, welche der drei Zeitungen das Konzept mit mehr Hintergrund und Analyse am besten umsetzt.
Nicht mehr dabei ist die Kolumne «Einblick» von Jürg Ramspeck, der seit zwölf Jahren jeden Wochentag seine Gedanken in einer Spalte zum besten gab, vielfach in langen «Blick»-untypischen Sätzen, aber immer amüsant und überraschend. «Wir sind übereingekommen, die Kolumne nicht weiterzuführen, und das ist mir nach zwölf Jahren recht gewesen», sagte Ramspeck am Mittwoch gegenüber dem Klein Report. Ramspeck, einer der «Blick»-Journalisten der allerersten Stunde, bleibt dem Blatt aber erhalten. «Als nächstes mache ich eine Serie über Themen, die der `Blick` angeschoben hat», erzählte er weiter.
Im neuen «Blick» fallen vor allem die grossen ganzseitigen Inserate auf, wobei man den Anzeigen bekanntlich nicht ansieht, ob sie ganz, gar nicht oder nur teilweise bezahlt sind. Präsent sind die Kunden Axa Winterthur, Manor, Migros, Mobilezone, Vögele und auffallend viele Autoinserate. Drei ganze Seiten kommen allein aus dem Haus von Autoimporteur Walter Frey (Emil Frey AG), der - Überraschung, Überraschung - auch gleich das Aufmacherbild auf der Geburtstagsparty ziert. Dumm nur, dass der Redaktion beim Verfassen der Bildlegende entgangen war, dass sich Walter Frey nicht «Walther» schreibt.
Überhaupt enthält diese Seite 4 einige interessante und lustige Details. So ist Fernsehansager Florian Inhauser auf einem Bild zu entdecken, der vor Jahr und Tag den «Blick» zügig verlassen hatte, nachdem er das Boulevardblatt öffentlich als «Revolverblatt» bezeichnet hatte. Im Weiteren war es der oben erwähnte Walter Frey, der den legendären Inserate-Boykott gegen das Haus «Tages-Anzeiger» angezettelt hatte. Und den grössten Knaller haben wir uns zum Schluss aufbewahrt: Während Ralph Grosse-Bley auf Seite 2 noch als «Chefredaktor a. i.» präsentiert wird, ist er auf Seite 4 ohne Wenn und Aber bereits zum «Blick-Chefredaktor» mutiert. Was will uns das Haus Ringier da sagen? - Wie der Klein Report über den neuen «Blick» berichtete: Der neue «Blick» will zurück zu alter Grösse und Peter Uebersax vermisst im «Blick» den Humor
Mittwoch
14.10.2009