Aufmerksamkeit ist eine wertvolle Ressource und die Medien kämpfen um sie. Wer aber ist der Sieger? «Der Kinofilm», sagt die Berliner Kommunikationsforscherin Katrin Penzel, die mit dem Aufmerksamkeitsindex AIX die Aufmerksamkeit quantifiziert. «Im Kino ist sie dank grosser Leinwand, bequemer Sessel oder aufwendiger Dolby-Surround-Tonanlage intensiver als bei den `Nebenbei-Medien` Fernsehen oder Radio.»
Da laut Penzel die Aufmerksamkeit inzwischen auch als ökonomische Dimension verstanden wird, erforscht sie für die Strategieberatungsfirma Goldmedia nun deren Quantifizierung. Der von ihr entwickelte AIX misst das Potenzial der Medien, die Aufmerksamkeit der Nutzer auf sich zu ziehen: «Aufmerksamkeit für verschiedene Mediengattungen wird damit erstmals crossmedial vergleichbar.»
Im Ergebnis zeigt sich, dass der Index der Aufmerksamkeit für den Kinofilm doppelt so hoch ist wie derjenige für Zeitschriften und mehr als viermal so hoch wie der für Bücher. Besonders niedrig ist der Aufmerksamkeitsindex bei den Medien Radio und Musik.
Der Aufmerksamkeitsindex setzt zwei Faktoren - die Umsätze einer Medienbranche und die für Medien aufgebrachte Gesamtnutzungszeit - ins Verhältnis und geht dabei von folgenden Annahmen aus: Der Nutzer bezahlt zum einen direkt, etwa mit einer Kinokarte oder mit Billag-Gebühren (direkte Kosten), und zum anderen zahlt auch die werbetreibende Industrie für Verbraucheraufmerksamkeit durch ihre Werbeinvestitionen (indirekte Kosten).
Zur Berechnung des Aufmerksamkeitsindex werden die Gesamtumsätze (aus Vertrieb, Werbung und Gebühren) je Medium durch die Gesamtnutzungszeit geteilt. Der Medien-AIX ist demnach ein relativer Indexwert in Euro/Stunde. Sind die Kosten pro Zeiteinheit hoch, so unterstellt das Konzept des AIX, ist auch die Aufmerksamkeit hoch. Ist das Investment pro Zeiteinheit jedoch gering, ist die Aufmerksamkeit entsprechend niedrig.
Nach der Berechnung des AIX ergab sich, dass das Kino mit deutlichem Abstand das aufmerksamkeitsstärkste Medium ist. Einer durchschnittlichen täglichen Nutzungsdauer von 0,5 Minuten pro Person steht am Beispiel Deutschland ein Branchenumsatz von über einer Milliarde Euro gegenüber. Dies bedeutet, dass eine Stunde Nutzung im Durchschnitt 4.43 Euro «wert» ist (direkte und indirekte Kosten).
Einen hohen Rang im Aufmerksamkeitsindex erzielen auch die Printmedien. Eine Stunde Zeitschriftennutzung ist 2.20 Euro wert, eine Stunde Buchlesen 1.02 Euro und eine Stunde Tageszeitungsnutzung 0.83 Euro. Dagegen werden für eine Stunde Fernsehkonsum gerade einmal elf Cent aufgewendet, für die Nutzung von Musik (MP3, CD, etc.) zehn Cent und für eine Stunde Radionutzung fallen gar nur vier Cent an.