Content:

Mittwoch
30.04.2025

Medien / Publizistik

Die ukrainische Journalistin Wiktorija Roschtschyna wurde in russischer Haft grausam gefoltert... (Bild: zVg)

Die ukrainische Journalistin Wiktorija Roschtschyna wurde in russischer Haft grausam gefoltert... (Bild: zVg)

In russischer Gefangenschaft zu Tode gefoltert: Der tragische Fall der ukrainischen Journalistin Wiktorija Roschtschyna erschüttert. Und er zeigt, mit welcher Brutalität das russische Regime gegen ukrainische Gefangene vorgeht. 

Der Tod der 26-jährigen Journalistin liegt schon über ein halbes Jahr zurück (im September 2024). Doch erst jetzt werden erschreckende Details publik. 

Dies geht aus einer Untersuchung hervor, die von dem Kollektiv «Forbidden Stories» koordiniert und am Dienstag veröffentlicht wurde. Für ihre lebensgefährlichen Einsätze in Russland wurde Wiktorija Roschtschyna 2022 von der International Women's Media Foundation mit einem Preis ausgezeichnet.

Die Reporterin war im August 2023 verschwunden, nachdem sie im Rahmen ihrer journalistischen Arbeit in die von Russland besetzten Gebiete in der ukrainischen Region Saporischschja gereist war. 

Russland hatte Wiktorija Roschtschynas Inhaftierung erstmals im April 2024 bestätigt. Die Reporterin war im September desselben Jahres unter noch ungeklärten Umständen in Haft gestorben.

Ihre sterblichen Überreste wurden Ende Februar in die Heimat überführt, wie ukrainische Beamte letzte Woche mitteilten. Laut einer gemeinsamen Untersuchung mehrerer Medien unter der Schirmherrschaft von «Forbidden Stories» deutet der Zustand ihrer Leiche darauf hin, dass sie gefoltert wurde.

«Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab zahlreiche Anzeichen von Folter und Misshandlung am Körper des Opfers», zitierte «Forbidden Stories» einen Beamten der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft.

Ihm zufolge hatte Wiktorija Roschtschyna unter anderem eine gebrochene Rippe, Verletzungen am Hals sowie «mögliche Spuren von Elektroschocks an ihren Füssen».

Einige ihrer Organe waren entnommen worden. Ausserdem fehlten der Leiche Augen, Kehlkopf und Teile des Gehirns.

Der grausame Fall wirft das Schlaglicht auf ein System, das an Brutalität und Menschenverachtung kaum zu überbieten ist. Es ist das System, wie Russland mit ukrainischen Gefangenen umgeht. 

Das unabhängige (aus dem Ausland operierende) russische Medienportal «Meduza» berichtete mehrfach über den Fall. Und im vergangenen Februar ging auch das «Wall Street Journal» (WSJ) in die Details – und rückte den Drahtzieher, Igor Potapenko, der Leiter der russischen Strafvollzugsbehörde für St. Petersburg und die Region Leningrad, ins Zentrum. Potapenko habe dem Wachpersonal befohlen, ukrainische Kriegsgefangene schon in den ersten Wochen der Invasion besonders brutal zu behandeln.

Diese Methoden sind Teil eines Systems, das speziell für ukrainische Kriegsgefangene geschaffen wurde, so das WSJ. Die gnadenlose Vorgehensweise führte zur Abschaffung von Körperkameras bei Gefängniswärtern und zur Aufhebung der offiziellen Einschränkungen für die Anwendung von Gewalt. Letztlich ebneten sie den Weg für «drei Jahre unerbittliche und brutaler Folter», berichtet die Zeitung. Dazu gehörte, dass die Wärter die Gefangenen anhaltenden Elektroschocks an den Genitalien aussetzten, sie schlugen, während sie mit verschiedenen Materialien «experimentierten», um den körperlichen Schaden zu maximieren, und medizinische Behandlung verweigerten, so dass Wundbrand fortschritt, bis Amputationen notwendig wurden.

Auch davon berichtete Wiktorija Roschtschyna – mit einer an Selbstopferung grenzenden Konsequenz. Ihr Tod war ein sinnloses, schreckliches Verbrechen. Es bleibt zu hoffen, dass es auch den letzten «Russlandverstehern» die Augen öffnet.