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Dienstag
24.02.2009

Es war vielleicht der einzig ehrliche Satz: «So eine Arschkriecherei begeistert mich wirklich», stand da plötzlich in einem liebedienerischen Artikel eines Nachwuchsreporters in der südchinesischen Zeitung «Nanfang Dushibao». Genervt von der Lobhudelei über Parteifunktionäre bei dem Besuch von Wanderarbeitern hatte ein Korrektor den Kommentar «so eine Arschkriecherei» in das Manuskript geschrieben.

Der Setzer konnte mit der Notiz aber wohl nichts anfangen und baute irrtümlich den ursprünglich schmeichelnden Satz «so hohe Führer zu sehen, begeisterte alle» zu der Arschkriecher-Formulierung zusammen, die dann in Druck ging. In einer Auflage von 420 000 Stück kam das Blatt heraus. Der Satz blieb aber weitgehend unbemerkt. Erst als die Zeitung Wochen später öffentlich beteuerte, hinter dem Druckfehler steckten keine politischen Motive, kam es zum Skandal.

Mitarbeiter der Zeitung enthüllten Details in Blogs. In Kommentaren im Internet hiess es: «Ich bin ja so begeistert …» Die beliebte chinesische Suchmaschine Baidu liess «Arschkriecherei» am Dienstag aber nicht mehr als Suchbegriff zu. Auch war der Artikel online nicht mehr zu finden. Dafür kursierten aber weiter Fotos davon. Wie die Hongkonger «South China Morning Post» berichtete, verhängte die Zeitung eine Busse von 1000 Yuan (zirka 170 Franken) gegen den Korrektor. Ein Redaktor, dem der Druckfehler entgangen war, muss 500 Yuan blechen.