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Donnerstag
09.02.2006

Der dänische Pen-Club hat sich nur mit starken Vorbehalten hinter die wegen ihrer zwölf Mohammed-Karikaturen von Muslimen in aller Welt angegriffene Zeitung «Jyllands-Posten» (JP) gestellt. In einer am Donnerstag in Kopenhagen veröffentlichten Erklärung lobte der Pen-Club einerseits die «solide und gut begründete Verteidigung der Meinungsfreiheit» durch den zuständigen JP-Feuilletonchef Flemming Rose. Gleichzeitig sei man aber der Überzeugung, dass «Meinungsfreiheit auch verantwortungsvoll wahrgenommen werden» müsse, «wodurch sich die Verbreitung von Rassismus sowie die Beleidigung und Verhöhnung religiöser Minderheiten verbietet». Weiter hiess es in der Erklärung: «Einige von uns sind wegen der Veröffentlichung der Karikaturen in JP auch besorgt, weil wir meinen, dass viele Muslime JP zu Recht als feindselig und dämonisierend gegenüber ihnen als Minderheit empfinden.» Der Pen-Club wurde 1921 in London als Schriftstellervereinigung zur Verteidigung der Meinungsfreiheit gegründet.

Scharf kritisiert hat die Zeitung «Jyllands-Posten» auch der deutsche Schriftsteller Günter Grass («Die Blechtrommel»). «Es war eine bewusste und geplante Provokation eines rechten dänischen Blattes», sagte er in einem Interview mit der spanischen Zeitung «El País». Den Blattmachern sei bekannt gewesen, dass die Darstellung Allahs oder Mohammeds in der islamischen Welt verboten sei. «Sie haben aber weitergemacht, weil sie rechtsradikal und fremdenfeindlich sind.» Ähnlich äusserte sich im selben Blatt der portugiesische Literatur-Nobelpreisträger José Saramago. Er warf den Autoren der Karikaturen Verantwortungslosigkeit vor. Es gehe nicht darum, Selbstzensur zu üben, sondern gesunden Menschenverstand walten zu lassen, meinte der 83-jährige Schriftsteller. - Mehr dazu: Geschmacklose Retourkutsche im Karikaturen-Streit