Die Finanzkrise und die drohende Rezession haben in den amerikanischen Zeitungsverlagen fast so etwas wie Endzeitstimmung ausgelöst. Schon seit Jahren sinken Auflagen und Anzeigenerlöse, und das Internet bedrängt das Geschäft. Der Marktwert der US-Medienunternehmen ist jüngst teilweise dramatisch abgestürzt - laut Investmentbank Goldman Sachs um rund 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die vom Fachverband ABC veröffentlichten Zahlen lassen die Alarmglocken der Branche schrillen. Mit einer täglichen Durchschnittsauflage von 38,2 Millionen der 507 von ABC erfassten US-Zeitungen verzeichneten die Verlage im Zeitraum März bis September 2008 einen dramatischen Rückgang von 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Früher galt schon der Verlust von jährlich einem Prozent Auflage als besorgniserregend. Während diese Grösse seit über einem Jahrzehnt fast schicksalhaft hingenommen wurde, lagen 2007 die Einbussen schon deutlich höher. Jetzt sind sie erneut gewachsen.
Mit Entlassungen und Etatkürzungen suchen die Verlage die seit Jahrzehnten vergleichsweise hohen Profite der Branche zu retten. Der grösste US-Zeitungsverlag, Gannett, kündigte vergangene Woche neue Entlassungen an, nachdem bereits im Sommer die Streichung von 1100 Stellen bekannt gegeben worden war.
Branchenspezialist Peter Appert von Goldman Sachs meint, dass die Zeitungsverlage angesichts weiter sinkender Werbeeinnahmen «lernen müssen, mit Profiten von unter 20 Prozent zu leben». Letztendlich aber sei er optimistisch, dass Zeitungsverlage trotz aller Web-Konkurrenz als «wichtigstes lokales Medium» bestehen werden. Es werde wohl fünf weitere Jahre brauchen, bis die Einnahmen der Zeitungen im Online-Bereich die Verluste der gedruckten Ausgaben auffangen könnten, sagte Appert dem Fachblatt «Editor & Publisher».
Tatsächlich hat die Nutzung der Internetseiten von Zeitungen im dritten Quartal 2008 um 16 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2007 zugenommen, so der US-Zeitungsverlegerverband NAA. Kaum erwähnt wurde allerdings, dass in diesem Jahr wider alle Prognosen bei vielen Blättern die Einnahmen auch aus dem Internet-Geschäft zurückgegangen sind.
Dienstag
28.10.2008