Carla del Ponte, Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien, hofft immer noch auf die Festnahme von Radovan Karadzic und Ratko Mladic. Alles hänge «vom politischen Willen» der Länder Ex-Jugoslawiens ab, sagte del Ponte am Sonntag am Rande des Filmfestivals Locarno. Die Tessiner Chefanklägerin erklärte, dass der Film auch produziert worden sei, um die Verhaftung von Karadzic und Mladic voranzutreiben. «Ich hoffe, dass die beiden Männer bald hinter Gittern sein werden», sagte del Ponte, deren Mandat im September 2007 ausläuft. Sie setzt dabei auch Hoffnung auf die Tatsache, dass Serbien der EU beitreten möchte.
Sie sprach an einem vom Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) organisierten Panel unter dem Titel «Frieden fördern, Straflosigkeit bekämpfen: Die Herausforderungen in den Balkanländern». Bis heute hat der Strafgerichtshof 161 Personen angeklagt. Rund 50 Angeklagte sind verurteilt worden, weitere 47 warten auf ihren Prozess.
Sechs Angeklagte sind noch flüchtig, darunter Karadzic und Mladic. Die beiden des Völkermords angeklagten Hauptverdächtigen werden beschuldigt, für das Massaker von Srebrenica im Jahre 1995 verantwortlich zu sein, bei dem rund 8000 Menschen ermordet wurden. Carla del Ponte war aus Anlass der Weltpremiere des Dokumentarfilms «La liste de Carla» des Westschweizer Regisseurs Marcel Schüpbach in Locarno.
Sonntag
06.08.2006