Bis zu 100 Millionen Amerikaner verfolgen vor den Wahlen die Debatten der Präsidentschaftsbewerber am Bildschirm. Seit 1987 kümmert sich eine eigene überparteiliche Kommission um die Ausrichtung der Redeschlachten, denn die Fernsehdebatten sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Wahlkampfs. Mehrfach konnten sich die Amtsbewerber vor den Kameras ins rechte Licht setzen und so entscheidende Punkte sammeln. Vor allem bei den unentschlossenen Wählern - in den USA oft mehr als ein Drittel aller Stimmberechtigten - gilt es, kurz vor den Wahlen noch Stimmen zu holen. Humor und Ausstrahlung waren dabei meist wichtiger als die inhaltliche Auseinandersetzung.
Die Debatte zwischen dem damaligen Vize-Präsidenten Richard Nixon und seinem demokratischen Herausforderer John F. Kennedy am 26. September 1960 gilt als Geburtsstunde des Fernsehens als wahlentscheidendes Medium und brachte den Durchbruch für Kennedy. Der sportliche Senator aus Massachusetts wandte sich mit jungenhaftem Charme direkt an die Zuschauer. Der schlecht rasierte und nach einer Erkrankung sichtlich abgemagerte Nixon verlor dagegen entscheidende Prozentpunkte, wie Umfragen später belegten. Nach den schlechten Erfahrungen Nixons gab es eine 16-jährige Pause. Nixon gewann 1968 und 1972 die Wahlen und ging weiteren Debatten aus dem Weg.
Seit 1976 sind die Auftritte wieder ein fester Programmpunkt im Kampf ums Weisse Haus. Damals setzte sich mit dem republikanischen Amtsinhaber Gerald Ford erstmals ein amtierender US-Präsident vor laufenden Kameras mit seinem Herausforderer auseinander. In der zweiten, live aus San Francisco in Millionen Wohnzimmer übertragenen Debatte mit Jimmy Carter beging Ford aber einen verhängnisvollen Fehler: Er behauptete, es gäbe keine sowjetische Herrschaft in Osteuropa. In den Wochen danach scheiterten mehrere Versuche Fords, seine Äusserungen nachträglich zu relativieren.
Mittwoch
15.10.2008