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Sonntag
31.01.2010

Die Ironie der Geschichte ist, dass sich einiges wiederholt. Der Deutsche Depeschendienst ddp wurde 1971 durch acht ehemalige Mitarbeiter der US-Nachrichtenagentur UPI (United Press International) gegründet, nachdem die UPI ihren deutschsprachigen Dienst eingestellt hatte. Die Schliessung der damaligen deutschsprachigen Abteilung in Frankfurt hatte auch zur Folge, dass das Schweizer Personal von UPI in Zürich arbeitslos wurde. Dank des Engagements von deutschen Nachrichtenjournalisten konnte die ddp auch in der Schweiz weitermachen. Doch rentabel war diese deutsche Agentur nie richtig. Sie musste 1983 und 2004 Insolvenz anmelden. Und die Hauptgesellschafter wechselten laufend, auch Wolf E. Schneider zählte einst dazu.

Als damals bei UPI engagierter Nachrichtenjournalist hat Eugen Rieser vom Klein Report diese Liquidierung mit verfolgt. Bei dieser internationalen Agentur wirkte einst u.a. der spätere «Blick»-Chefredaktor Peter Uebersax. Es hiess damals, der deutschsprachige Dienst rentiere nicht mehr. Die UPI war 1958 wieder neu gegründet worden; die Väter der Vorläuferagentur waren bekannte Verleger und Publizisten wie Edwart W. Scripps und der Zeitungstycoom William R. Hearst. Jene Agentur war als private Konkurrenz zum Monopolunternehmen Associated Press (AP) gedacht. Bereits in den siebziger Jahren kam aber auch die UPI in die Bedrouille. Nach mehreren Konkursen ging die Agentur im Jahr 2000 in den Besitz der Moon-Sekte über; dies brachte praktisch das Aus für die UPI.

Nachdem damals auch der ddp-Schweiz-Dienst eingestellt wurde, kam es wieder zu Entlassungen von Journalisten. Die AP führte darauf einen deutschsprachigen Nachrichtendienst in der Schweiz ein, als Ableger des Dienstes in Deutschland. Inzwischen hat die Krise im Nachrichtenbusiness auch die grosse, von den amerikanischen Verlegern finanzierte AP getroffen, so dass ihr deutschsprachiger «Geist» aufgegeben wird. Und die neu firmierten Agenturen DAPD und ddp erleben dasselbe Schicksal: Dem Schweizer Ableger fehlt die finanzielle Basis zum Überleben .

Zur Kritik eines Zeitungsjournalisten, der Online-Dienst vom Klein Report habe die von sda mitgeteilte «Kooperation» mit der ddp einfach als Vokabel übernommen, obwohl dies einer «Liquidation» gleich komme, können wir nur feststellen, dass unsere Leserschaft aus Fachpublikum der Kommunikationsbranche besteht. Wir müssen nicht immer offizielle Mitteilungen kommentieren, weil unsere Leserinnen und Leser - im Gegensatz zum Zeitungsleser - sich selber eine Meinung bilden können. Der Bericht aus der NZZ vom Samstag bringt eine Tatsache auf den Punkt: «Das reine Nachrichtengeschäft erwies sich kaum je als Goldgrube.»