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Samstag
06.04.2002

«Der Verlust an Privatheit kann nur aufgehalten werden, wenn es gelingt, den Datenschutz für die Informations- und Kommunikationsgesellschaft fit zu machen», meint Bruno Baeriswyl. Der Datenschutzbeauftragte des Kantons Zürich ist Mitherausgeber des neuen Buches «Perspektive Datenschutz». Das Buch ist ein Plädoyer für eine Wende beim Datenschutz. Das Datenschutzrecht müsse mehr in die Technikgestaltung eingreifen, führte Baeriswyl am Freitag vor den Medien aus. Zudem seien Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Einzelnen die Möglichkeit geben, sich und ihre Daten zu schützen, beispielsweise mit der Förderung von Verschlüsselungstechniken.

Der Datenverkehr im Internet wirkt anonym, was nur bedingt stimmt. Denn jede Nutzung hinterlässt personenbezogene Datenspuren. Aus solchen Informationen lassen sich Persönlichkeitsprofile erstellen. Damit droht die Gefahr von «gläsernen Internetnutzenden», wie man auch schon bei anderen Kommunikationstechnologien sieht. Die hängige Revision des eidgenössischen Datenschutzgesetzes genüge diesen Anforderungen nicht, sagte Baeriswyl, da Entwicklungen in der Technologie nicht berücksichtigt würden. Es gebe bereits datenschutzfreundliche Technologien, erklärte Rolf Oppliger vom Informatikstrategieorgan des Bundes. Mit «Privacy Enhancing Technologies» liessen sich personenbezogene Daten anonymisieren, ohne die Funktionstüchtigkeit der datenverarbeitenden Systeme zu beeinträchtigen. Zu den ersten Beispielen solcher Anwendungen gehört das anonyme Browsen.

Für Beat Rudin, Geschäftsführer der Stiftung Datenschutz und Informationssicherheit, erfordert ein effektiver Datenschutz nicht zuletzt eine umfassende Informationsordnung mit klaren Regeln über Zugang und Nicht-Zugang zu Daten. Eine gesellschaftliche Diskussion um Chancen und Risiken sei notwendig.