Der Winterthurer Verleger Guido Blumer beendet eine 100-jährige Zeitungsgeschichte: «Der Verwaltungsrat der Stadtblatt Verlags AG hat beschlossen, das `Stadtblatt` sofort einzustellen.» Seit dem Start der Zeitung als Gratisblatt am Sonntag sei «leider nur fast alles gut gelaufen», gab er am Montagnachmittag bekannt. «Unabhängig vom Geschäftsgang haben wir während des vergangenen halben Jahres mögliche Firmenpartnerschaften intensiv geprüft und mit gut zwanzig Unternehmungen die unterschiedlichsten Formen einer strategisch sinnvollen Zusammenarbeit diskutiert. Sämtliche Verhandlungen haben zu keinem positiven Ziel geführt», schreibt Blumer.
Vom Schliessungsentscheid seien zwölf Personen betroffen, die vor allem in Teilzeitarbeit für das «Stadtblatt» im Einsatz waren. «Hinzu kommen viele freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter», ergänzte Verleger Blumer gegenüber dem Klein Report. «Die Zeitung war mein Lebenswerk, und ich muss jetzt sehen, wie es für mich als 56-jährigen Vollblutverleger weitergeht», sagte er traurig. Das «Stadtblatt» war als «Anzeiger von Töss» vor exakt 100 Jahren gegründet worden und schrieb seither über «Winterthur von links», wie es in einer Firmengeschichte von Irène Troxler heisst.
Unter dem Namen «Stadtblatt» war es ab 1997 eine abonnierte Wochenzeitung mit einer Auflage von zuletzt 4400 Exemplaren. Seit Beginn dieses Jahres versuchte es Blumer mit einer Gratisverteilung am Sonntag - vergeblich. Als weitere Folge baut die Zutell- und Vertriebsorganisation Zuvo 7.3 Vollzeitstellen ab.
Am Samstag habe «die letzte mögliche tragfähige Kooperation im Nichts geendet». Zurück zum alten Modell mache schlicht keinen Sinn, so Blumer weiter, «weil es sich in den vergangenen Jahren als Sterben in Raten gezeigt hat». Von der Wochenzeitung hätten «in kurzer Zeit über 1000 Leute das Partnerschaftsabo für 100 Franken gekauft, obwohl alle 48 000 Winterthurer Briefkästen gratis mit unserem Blatt bedient worden sind.» Der lokale Werbemarkt habe völlig neu zum Inserieren gewonnen werden müssen.
Firmen hätten ihre diesbezüglichen Aktivitäten gestoppt, «die mit uns zuvor über lange Zeit immer Jahresabschlüsse vereinbart hatten», so Blumer zum Werbemarkt. «Dennoch haben wir im Winterthurer Geschäft das Budgetziel fast erreicht. Was wir aber im nationalen Werbemarkt an Annoncen haben gewinnen können, ist ein Bruchteil dessen, was Spezialisten an möglichem Umsatz diagnostizierten.» Diese Diskrepanz sei durch nichts aufzufangen. «Wir sind nach wie vor von unserem Modell überzeugt und glauben noch immer daran, dass sich der Erfolg innert zweier Jahre eingestellt hätte.» - Siehe auch: «Stadtblatt» erstmals am Sonntag erschienen
Montag
09.06.2008