Frank Schirrmacher, Herausgeber der «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ), hat in einem Interview am Wochenende seine Position betreffend Printmedien und Internet bekräftigt. Das Internet biete «grossartige Ressourcen», sei aber kein Medium, das die Zeitung ersetzen könne, sagte er dem Branchendienst Kress: «Das Gedruckte, die Zeitung, das Papier sind per se viel solider als das Internet. Sie können genau sagen: Wo kommt das her? Wer hat das gedruckt? Wer hat es mir in den Briefkasten gesteckt?» In seiner Rede zur Verleihung des Jacob-Grimm-Preises Deutsche Sprache hatte er Vorbehalte zur Verbindlichkeit der Internet-Informationen angebracht, was von Diensten wie «Spiegel Online» kritisiert worden war.
Zeitung und Internet ergänzten sich, betonte FAZ-Herausgeber Schirrmacher. Er sei aber ein «Gegner jener Enthemmung, die Teile des Internets in den letzten Monaten erfasst hat»: «Was das Internet problematisch macht, ist das schlechte Karma von manchen Menschen, die es fast magisch anzuziehen scheint und deren Beiträge manchmal ins Rufmörderische gehen, weil sie anonym alles verbreiten können.» Zum Thema Web 2.0, Blogs und Bürgerjournalismus sagte Schirrmacher: «Es ist richtig, dass man nicht der Medienindustrie die ganze Macht geben darf. Nur: So zu tun, als wäre im Bloggerbereich alles rein und edel, gleichsam ein moralisches Plebiszit, ist absurd, weil die Fehlinformationen dort gigantisch sind und die sonderbarsten Temperamente auftauchen - bis hin zu Extremisten.»
Dem Qualitätsjournalismus sagt Schirrmacher indes eine grosse Zukunft voraus: «Qualitätsjournalismus wird in zehn Jahren die Marktlücke sein - er ist jetzt ja erkennbar auch die Ressource, die das Netz speist.»
Samstag
15.12.2007