Die 6 Gemeinden des Bündner Münstertals haben sich als erste geschlossen für die Einführung von Rumantsch Grischun (RG) an den Schulen ausgesprochen. Ein so klares Ergebnis war nicht erwartet worden, da die neue Sprache umstritten ist. RG ist eine Standardsprache, die der Zürcher Romanist Heinrich Schmid 1982 präsentiert hat. Sie beruht auf den drei romanischen Schriftidiomen Sursilvan, Vallader und Surmiran. Die Einführung ist eine der wichtigsten Massnahmen zur Erhaltung und Stärkung der vierten Landessprache.
Das Kantonsparlament hatte vor zwei Jahren beschlossen, neue rätoromanische Lehrmittel statt in den einzelnen Idiomen nur noch in RG herauszugeben. Anfang dieses Jahres präsentierte das Erziehungsdepartement ein Konzept zur Einführung der Schriftsprache in den Schulen. Demnach soll bis in 18 Jahren an allen romanischsprachigen Schulen RG unterrichtet werden. Doch stossen die Pläne auf Widerstand: Nur 5 von 28 Gemeinden, die auf Anregung der Jungen CVP Surselva Konsultativabstimmungen durchführten, befürworteten die Einführung. Deshalb überrascht die Deutlichkeit der Entscheide der Gemeindeversamlungen im südöstlichsten Tal Graubündens vom Mittwochabend. Knapp 65% der 369 Stimmenden in den Münstertaler Gemeinden befürworteten RG als Schulsprache. Den geringsten Anteil erreichten die Ja-Stimmen mit 54% in Müstair, den höchsten in Valchava mit über 70%.
Nach dem Entscheid der Gemeindeversammlungen kann RG ab kommendem Schuljahr als Begegnungssprache eingeführt werde, sagte der Beauftragte für die Sprachenförderung im Erziehungsdepartement, Ivo Berther, auf Anfrage, der SDA. Der Gebrauch von Lehrmitteln in RG ist ab Schuljahr 2007/08 geplant. Allerdings unter Vorbehalt: Diese zweite Phase der Einführung soll laut den Beschlüssen der Gemeindeversammlungen erst dann umgesetzt werden, wenn eine weitere Region oder wenigstens eine weitere Gemeinde der Einführung zugestimmt hat. Am weitesten gediehen seien entsprechende Pläne im Albulatal und im Raum Savognin, sagte Berther.
Donnerstag
09.06.2005